Theologie-Systematisch
Gotteslehre
§ 23. Die Erfahrung/Gegenwart/Erkenntnis/
Nähe/Anschauung/Schau Gottes
Texte

"Von Gott darf man sich in keiner Weise und nie trennen, weder am Tag noch bei Nacht, we-
der in der Öffentlichkeit noch im Privaten. In jedem Wort und in jedem Werk muss die Seele
immer ununterbrochen, mit den Dämonen und auch ohne sie, auf Gott ausgerichtet sein."


(Origenes, Gegen Kelsos 8,63b)

Nach Gregor "ist die Gottheit Reinheit, sie ist Befreiung von den Leidenschaften und
Beseitigung allen Übels: Wenn all diese Dinge in dir sind, so ist Gott wirklich in dir"

(Gregor von Nyssa, De beatitudinibus 6/PG 44, 1272C)

"erst wo Gott gesehen wird, beginnt das Leben richtig. Erst wo wir
dem lebendigen Gott in Christus begegnen, lernen wir, was Leben ist."

(Papst Benedikt XVI., aus der Predigt zur Amtseinführung am 24. April 2005)


"Wenn Du den tiefsten Blick des Herzens auf die Betrachtung der
Weisheit, der Wahrheit und des eingeborenen Sohnes Gottes rich-
test, dann werden deine Augen Gott schauen"

(Origenes, Homilie in Lucam 32,6)

Es geht "um die Gegenwart Gottes. Er ist da, aber wir wer-
den seiner nicht gewahr. Deswegen lernen wir wahrzunehmen."

(Franz Jalics, Kontemplative Exerzitien, Würzburg 1994, 76)


Sachi

Bald nachdem ihr Bruder geboren war, begann die kleine Sachi ihre Eltern zu bitten, sie mit dem
Neugeborenen allein zulassen. Sie befürchteten, daß sie, wie die meisten Vierjährigen, eifersüchtig
sein könne und ihn schlagen oder schütteln wolle, also sagten sie nein. Aber sie zeigte keine Anzei-
chen von Eifersucht. Sie behandelten das Baby mit Freundlichkeit, und ihr Flehen, mit ihm allein
gelassen zu werden, wurde dringlicher. Sie beschlossen, es zu erlauben.

Begeistert ging sie in das Zimmer des Babys und schloß die Tür, aber sie öffnete sich einen
Spaltbreit - genug für die neugierigen Eltern, um hineinzuspähen und zuzuhören. Sie sahen,
wie die kleine Sachi auf ihren neugeborenen Bruder zuging, ihr Gesicht an seines legte und
ruhig sagte:

"Baby, sag mir, wie sich Gott anfühlt. Ich fange an zu vergessen." (Dan Millman)