Theologie-Systematisch
Christologie
§ 4. Das Konzil von Nizäa
Texte-Arzt


"Die Feststellung, dass der Name 'Arzt' erst aufgrund des Sündenfalls des Menschen - also aus rein soteriologi-
schen Gründen - dem Sohn Gottes zuteil wurde und die Menschen ihn nur in einer bestimmten 'Lebens- und
Glaubensphase' als Arzt brauchen, bei Erreichen einer höheren Stufe aber nicht mehr, wiederholt Origenes in
seiner systematischen Schrift 'De principiis': 'Von Christus gibt es viele Vorstellungsweisen: er ist z.B. die
'Weisheit', aber er übt doch nicht überall die Funktion der Weisheit aus; sondern nur bei denen, die in
ihm nach Weisheit streben; er heißt 'der Arzt', wirkt aber darum doch nicht bei allen als Arzt, sondern nur
bei denen, die sich ihrer Krankheit und ihrer Ermattung bewußt werden und zu seiner Barmherzigkeit ih-
re Zuflucht nehmen, um Gesundheit zu erlangen.'... Bereits Clemens hatte eine Art Stufensystem entwik-
kelt, indem er den Logos Jesus Christus erst als Arzt, dann als Erzieher und als Lehrer beschrieb."

(M. DÖRNEMANN, Krankheit und Heilung in der Theologie der frühen
Kirchenväter (Studien und Texte zu Antike und Christentum 20) Tü-
bingen 2003, 142ff, mit Bezug auf ORIGENES, De principiis II 7,3)


"Oder wäre es richtig zu sagen, dass auch der Arzt, wenn er schreckliche Dinge sieht und sich mit
widrigen Sachen befassen muss, um die Kranken zu heilen, 'vom Guten zum Schlechten oder vom
Schönen zum Häßlichen oder vom Glück zum Unglück' käme? Freilich entgeht der Arzt, wenn er
die schrecklichen Dinge sieht und sich mit den widrigen Sachen befassen muss, keineswegs der Ge-
fahr, in dieselben (Krankheiten) verfallen zu können. Derjenige aber, der 'die Wunden' unserer
Seelen durch den in ihm wohnenden Logos Gottes heilt, war selbst unempfänglich für jede Sünde."

(ORIGENES, Gegen Kelsos IV 15 (GCS Or. I 285))


"Wir finden aber nicht, dass eine die Jünger betreffende Heilung aufgeschrieben wäre;
wenn einer nämlich schon Jünger Jesu ist, dann ist er gesund und fühlt sich wohl
und braucht Jesus nicht als Arzt, sondern entsprechend seinen anderen Kräften."

(ORIGENES, Mt-Kommentar XI 4 (GCS X 39))