Theologie-Systematisch
Bildung
0. Bildung und Glaube allgemein
Texte-allgemein

"Das Verlangen nach Gott, der désir de Dieu, schließt den amour des lettres, die
Liebe zum Wort mit ein, das Eindringen in alle seine Dimensionen. Weil im bib-
lischen Wort Gott unterwegs ist zu uns und wir zu ihm, darum muss man lernen,
in das Geheimnis der Sprache einzudringen, sie in ihrem Aufbau und in der Wei-
se ihres Ausdrucks zu begreifen. So werden gerade durch die Gottsuche die pro-
fanen Wissenschaften wichtig, die uns den Weg zur Sprache zeigen. Weil die Su-
che nach Gott die Kultur des Wortes verlangte, daher gehört zum Kloster die Bib-
liothek, die die Wege zum Wort aufzeigt. Daher gehört zu ihm auch die Schule, in
der die Wege konkret geöffnet werden. Benedikt nennt das Kloster eine dominici
servitii schola. Das Kloster dient der eruditio, der Formung und Bildung des Men-
schen – Formung letztlich darauf hin, dass der Mensch Gott zu dienen lerne. Aber
dies schließt gerade auch die Formung des Verstandes, die Bildung ein, durch die
der Mensch in den Wörtern das eigentliche Wort wahrzunehmen lernt."

(P. Benedikt XVI., Grundsatzrede zur Bedeutung der Kultur am 12.09.2008 in Paris)
"die solide intellektuelle und sittliche Bildung... ist unverzichtbar, um eure Zu-
kunft und die der Gesellschaft zu planen und aufzubauen
. Wer euch hier 'Ermä-
ßigungen' gewährt, ist nicht auf euer Wohl bedacht. Wie soll man ernsthaft die
Zukunft planen, wenn man das natürliche Verlangen nach Wissen und Ausein-
andersetzung, das euch innewohnt, vernachlässigt? Die Krise einer Gesellschaft
beginnt dann, wenn sie ihr kulturelles Erbe und ihre Grundwerte nicht mehr an
die neuen Generationen weitergeben kann. Ich meine damit nicht einfach nur
das Schulsystem. Die Frage geht weit über diesen Horizont hinaus. Es gibt, das
wissen wir, einen Bildungs- und Erziehungsnotstand. Um diesem zu begegnen,
brauchen wir Eltern und Lehrer, die in der Lage sind, das Gute und das Wahre,
das sie selbst erfahren und vertieft haben, zu vermitteln. Wir brauchen Jugend-
liche, die innerlich offen sind, begierig zu lernen und alles zu den ursprüngli-
chen Bedürfnissen des Herzens zurückzuführen, zu dem was das Herz uns deut-
lich sagt. Seid wirklich frei, liebt die Wahrheit leidenschaftlich"


(P. Benedikt XVI., Pastoralbesuch in Cagliari am 7.9.08 -
Ansprache an die Jugendlichen, in: L'Osservatore Romano 39/2008, 7))