W. GEERLINGS (Hg.), Theologen der christlichen Antike, Darmstadt 2002; (Tertullian,
Cyprian, Origenes, Basilius, Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa, Cyrill von Alexan-
drien, Ambrosius, Augustinus, Hieronymus, Ephräm der Syrer, Dionysius Areopagita)

Der Bochumer Professor für Alte Kirchengeschichte, Patrologie und christliche Archäologie sammelt hier
als Herausgeber Beschreibungen des Lebens und Wirkens altkirchlicher Theologen aus den drei bedeuten-
den Sprachräumen der Zeit (griechisch, lateinisch, orientalisch). Er differenziert einleitend wie folgt: "Al-
le drei Sprachräume bringen aus ihrer vorchristli
chen Zeit bereits eine lange kulturelle Tradition mit sich,
haben diese Tradition in hohem Maße integriert und rezipiert und
folglich spielt sie auch in der Ausbil-
dung ihrer eigenen Theologien eine Rolle... Christliche Theologie kann deshalb ohne
ihre (profane) Vor-
geschichte nicht verstanden werden"
(10). "Jeder der drei größen Sprachräume... schafft eine eigene Kir-
chenspiritualität" (10). "Jeder Sprachraum hat... unterschiedliche theologische Motivation und unter-
schiedliches theologi
sches Interesse. Die östliche Kirche ist interessiert an der Kirche als dem weiterle-
benden Christus und an der Gemeinschaft
der Kirche, die westliche Kirche an Fragen der Rechtfertigung
und der Gnadenlehre, an Fragen der rechten und rechtli
chen Vermittlung der Gnade in den Sakramenten"
(11). "Einer eher optimistisch gestimmten christlichen Anthropologie des Ostens, die davon überzeugt ist,
dass der Mensch durch Belehrung und Anstrengung zum Guten gebracht werden kann,
folgt ein bezeich-
nendes Christusbild: Christus der Lehrer, der durch Lehre und pädagogisch geschickt ausgewählte Bei-
spie
le die Menschen in einem Entwicklungsprozess zum Höheren, zum Guten führt. Einer eher pessimis-
tisch gestimmten Anthro
pologie des Westens, die davon ausgeht, dass der Mensch zunächst vor jeder gu-
ten Betätigung geheilt werden muss, folgt als
kennzeichnendes Christusbild: Christus der Arzt, der seine
ärztliche Kunst zur Heilung einsetzt, der aber durch therapeuti
sche Maßnahmen wie Fasten, gute Werke
und Askese begleitend unterstützt werden muss. Die in zahlreiche kleine kirchliche
Gruppen und Theolo-
gien zerfallene orientalische Kirche weist einen gemeinsamen Grundzug auf: Theologie ist vor allen
Din-
gen hymnischer liturgischer Lobpreis der Größe Gottes. Darin zeigt sich ein starker Zug der Unterwer-
fung des Men
schen unter den absoluten Gott" (11f).

TERTULLIAN wird sodann als erster in seiner ausgeprägten Suche nach der Wahrheit gerade in zentra-
len Fragen der Gotteslehre (Christologie, Pneumatologie, Trinitätslehre) und auch der theologischen Er-
kenntnislehre beschrieben, CYPRIAN in seinen persönlichen Verwicklungen im Zusammenhang des Op-
ferbefehls des Decius sowie mit seinen grundlegenden Lehren zum Bischofsamt sowie ORIGENES als
der bedeutende Exeget und vor allem große Systematiker der östlichen Antike. BASILIUS kommt als
der Theologe des Heiligen Geistes zur Geltung, GREGOR VON NAZIANZ als der hochgebildete Dich-
ter unter den Theologen sowie GREGOR VON NYSSA als der bedeutendste Mystiker der alten Kirche.
CYRILL steht bekanntermaßen vor allem in christlogischen Auseinandersetzungen, AMBROSIUS glänzt
als beredter und politisch engagierter Bischof, Seelsorger und Theologe und AUGUSTINUS ist für W.
Geerlings vor allem der Lehrer der Gnade. HIERONYMUS wird dargestellt als der Prototyp des gelehr-
ten Mönches sowie EPHRÄM DER SYRER und vor allem DIONYSIUS AREOPAGITA als herausra-
gende mystische Theologen. Im ganzen gibt das Buch einen informativen Einblick in die Lehren der wichtigsten der altkirchlichen Theologen.

Herbert Frohnhofen, 17. März 2005