Der Bochumer Professor für Alte Kirchengeschichte,
Patrologie und christliche Archäologie sammelt hier
als Herausgeber Beschreibungen des Lebens und Wirkens altkirchlicher Theologen
aus den drei bedeuten-
den Sprachräumen der Zeit (griechisch, lateinisch, orientalisch). Er
differenziert einleitend wie folgt:
"Al-
le drei Sprachräume bringen aus ihrer vorchristlichen Zeit bereits
eine lange kulturelle Tradition mit sich,
haben diese Tradition in hohem Maße integriert und rezipiert und
folglich spielt sie auch in der Ausbil-
dung ihrer eigenen Theologien eine Rolle... Christliche Theologie kann deshalb
ohne ihre (profane) Vor-
geschichte nicht verstanden werden" (10).
"Jeder der drei größen
Sprachräume... schafft eine eigene Kir-
chenspiritualität" (10).
"Jeder Sprachraum hat... unterschiedliche
theologische Motivation und unter-
schiedliches theologisches Interesse. Die östliche Kirche ist
interessiert an der Kirche als dem weiterle-
benden Christus und an der Gemeinschaft der Kirche, die westliche
Kirche an Fragen der Rechtfertigung
und der Gnadenlehre, an Fragen der rechten und rechtlichen Vermittlung
der Gnade in den Sakramenten"
(11).
"Einer eher optimistisch gestimmten christlichen Anthropologie
des Ostens, die davon überzeugt ist,
dass der Mensch durch Belehrung und Anstrengung zum Guten gebracht werden
kann, folgt ein bezeich-
nendes Christusbild: Christus der Lehrer, der durch Lehre und pädagogisch
geschickt ausgewählte Bei-
spiele die Menschen in einem Entwicklungsprozess zum Höheren,
zum Guten führt. Einer eher pessimis-
tisch gestimmten Anthropologie des Westens, die davon ausgeht,
dass der Mensch zunächst vor jeder gu-
ten Betätigung geheilt werden muss, folgt als kennzeichnendes
Christusbild: Christus der Arzt, der seine
ärztliche Kunst zur Heilung einsetzt, der aber durch therapeutische
Maßnahmen wie Fasten, gute Werke
und Askese begleitend unterstützt werden muss. Die in zahlreiche kleine
kirchliche Gruppen und Theolo-
gien zerfallene orientalische Kirche weist einen gemeinsamen Grundzug
auf: Theologie ist vor allen Din-
gen hymnischer liturgischer Lobpreis der Größe Gottes.
Darin zeigt sich ein starker Zug der Unterwer-
fung des Menschen unter den absoluten Gott" (11f).
TERTULLIAN wird sodann als erster in seiner ausgeprägten Suche nach
der Wahrheit gerade in zentra-
len Fragen der Gotteslehre (Christologie, Pneumatologie, Trinitätslehre)
und auch der theologischen Er-
kenntnislehre beschrieben, CYPRIAN in seinen persönlichen Verwicklungen
im Zusammenhang des Op-
ferbefehls des Decius sowie mit seinen grundlegenden Lehren zum Bischofsamt
sowie ORIGENES als
der bedeutende Exeget und vor allem große Systematiker der östlichen
Antike. BASILIUS kommt als
der Theologe des Heiligen Geistes zur Geltung, GREGOR VON NAZIANZ als der
hochgebildete Dich-
ter unter den Theologen sowie GREGOR VON NYSSA als der bedeutendste Mystiker
der alten Kirche.
CYRILL steht bekanntermaßen vor allem in christlogischen Auseinandersetzungen,
AMBROSIUS glänzt
als beredter und politisch engagierter Bischof, Seelsorger und Theologe und
AUGUSTINUS ist für W.
Geerlings vor allem der Lehrer der Gnade. HIERONYMUS wird dargestellt als
der Prototyp des gelehr-
ten Mönches sowie EPHRÄM DER SYRER und vor allem DIONYSIUS AREOPAGITA
als herausra-
gende mystische Theologen. Im ganzen gibt das Buch einen informativen Einblick
in die Lehren der wichtigsten der altkirchlichen Theologen.
Herbert Frohnhofen, 17. März 2005