Alexandra Grund, "Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes". Psalm 19 im Kontext der nachexilischen
Toraweisheit (Wissenschaftliche Monographien zum
Alten und Neuen Testament 103) Neukirchen-Vluyn 2004;

Diese umfangreiche Arbeit mit rund 400 Seiten wurde im Sommersemester 2003 von der Evangelisch-Theo-
logischen Fakultät der Universität Tübingen als Doktor-Dissertation angenommen. Das mit ihr verbundende
Ziel ist es, den Psalm 19 exegetisch zu untersuchen, jenen Psalm, der mitunter als das "schönste Lied im gan-
zen Psalter" (R. Eisler) bezeichnet wird. Vielerlei theologische Interessen, so die Autorin, "spielen von je her
in die Auslegung des Psalms hinein" (1). Zunächst wurde er gerne als Zeuge für eine bereits im Alten Testa-
ment verankerte natürliche Theologie genommen; dazu wurde auch die Diskussion um "den theologischen Rang
der alttestamentlichen Weisheit gerne anhand von Ps 19 geführt" (1). "Die vorliegende Arbeit", so die Auto-
rin, "versucht, die Aussage des Psalms zur schöpfungsinhärenten Weisheit und ihren traditionsgeschichtlichen
Hintergrund zu präzisieren und wird dabei auf eine reflektiertere Verwendung des Begriffs der 'natürlichen
Theologie' nicht verzichten können" (2f). Darüberhinaus spielt - neben vielen Einzelthemen - auch die theolo-
gische Bedeutung des Gesetzes bzw. der Tora im Zusammenhang der Exegese dieses Psalms eine große Rol-
le. - Die Gliederung der Arbeit stellt sich wie folgt dar: Im Anschluss an einen kurzen ersten Abschnitt über
den Text und die Übersetzung behandelt ein zweiter die literarische Gestalt und die Kohärenz des Psalms.
Weitere Abschnitte diskutieren die Einheitlichkeit und Entstehung sowie kurz auch die Gattung des Psalms,
bevor ein sehr ausführliches Kapitel Motive und Traditionen des Psalms bespricht. Im Anschluss hieran wird
der historische Ort diskutiert sowie der Kontext des Psalms 19 im Psalterium (15-24).

Zusammenfassend kommt die Autorin zu folgenden Ergebnissen: "Eines der Hauptergebnisse dieser Studie ist
gewiss, dass es dieser Psalm mit höchster Wahrscheinlichkeit von vorneherein darauf angelegt hat, die grund-
legenden Ordnungsinstanzen in der himmlischen Sphäre und auf der Erde aufeinander zu beziehen, einander
gegenüberzustellen und damit seine Leser/innen danach zu fragen, wie sie diesen Zusammenhang verstehen"
(326). Weitere wichtige Einsichten betreffen die sog. Selbstoffenbarung der Schöpfung, die Funktion der my-
thisierenden Elemente, das Torakonzept und die Auffassung von Vergebung und Heil in diesem Psalm. Dies
bedeutet im Einzelnen: Dem Psalm 19 ist es "um die schöpfungsinhärente Weisheit zu tun, deren prinzipiellen
Geheimnischarakter er poetisch umschreibt" (328). Die im Psalm verwendeten Metaphern bringen das König-
tum Gottes als gegenwärtige Größe zur Sprache, die verschiedene Sphären des Himmlisch-Göttlichen einbezie-
hende mythische Sprache dient dazu, Jahwes Herrschaft über all diese Bereiche zu verdeutlichen. Das umfas-
sende Toraverständnis des 19. Psalms trägt wesentlich dazu bei, den engen Zusammenhang zwischen der schöp-
fungsinhärenten Weisheit und der Tora aufzurichten bzw,. zu verfestigen.

Im Ganzen ist das Buch mit einem ausgesprochen hohen Aufwand an exegtischer Detailarbeit erstellt und nö-
tigt von daher hohen Respekt ab; sein Ertrag für das systematisch-theologische Denken bleibt hingegen rela-
tiv gering.

Herbert Frohnhofen, 21. September 2007