Theologie-Systematisch
Spiritualität
Wallfahrt/Pilgerfahrt/Tourismus
Texte

"Pilgern heißt, eine Richtung haben, auf ein Ziel zugehen. Dies gibt auch dem
Weg und seiner Mühsal seine Schönheit. Unter den Pilgern des Stammbaums
Jesu waren manche, die das Ziel vergessen haben und sich selber zum Ziel ma-
chen wollten. Aber immer hat der Herr auch Menschen erweckt, die sich von
der Sehnsucht nach dem Ziel treiben ließen und danach ihr Leben ausrichte-
ten... Dieses unruhige und offene Herz brauchen wir. Es ist der Kern der Pil-
gerschaft. Auch heute reicht es nicht aus, irgendwie so zu sein und zu denken
wie alle anderen. Unser Leben ist weiter angelegt. Wir brauchen Gott, den Gott,
der uns sein Gesicht gezeigt und sein Herz geöffnet hat: Jesus Christus"

(P. Benedikt XVI., Ansprache in Mariazell am 8.9.07, in: L'Osservatore Romano 37/07, 10)


"Eine Reise ist immer ein Akt der Wiedergeburt. Du wirst vor vollkommen neue Situationen gestellt, der Tag vergeht viel langsamer, und zumeist verstehst du die Sprache nicht, die die Menschen sprechen. Genau wie ein Kind, das aus dem Mut-
terleib kommt. Unter solchen Umständen mißt du dem, was dich umgibt, eine viel größere Bedeutung bei, da dein Überleben davon abhängt. Du bist Menschen ge-
genüber offener, weil sie dir vielleicht in schwierigen Lagen helfen können. Und
du nimmst das kleinste Geschenk der Götter mit so großer Freude auf, als hande-
le es sich um etwas, was man sein ganzes Leben lang nie wieder vergißt. Zugleich
wirst du, da alles neu ist, vor allem der Schönheit aller Dinge gewahr und bist
glücklich darüber zu leben. Daher ist die Wallfahrt seit jeher eine der objektivs-
ten Formen, um zur Erleuchtung zu gelangen. Um seine Sünden abzulegen, muß
man immer weitergehen, sich neuen Situationen stellen und wird dafür die Tau-
senden von Segnungen empfangen, die das Leben dem größzügig gewährt, der sie
von ihm erbittet."

(P. COELHO, Auf dem Jakobsweg. Tagebuch einer Pil-
gerreise nach Santiago de Compostela, Zürich 1999, 46f)