"Ich liebe besonders sein
(d.i. Cyprians von Karthago) Buch über das 'Vaterunser', das mir sehr
geholfen
hat, das 'Gebet des Herrn' besser zu verstehen
und es besser zu beten: Cyprian lehrt, daß gerade im 'Vater-
unser' dem Christen die rechte Art des Betens
geschenkt ist; und er hebt hervor, daß dieses Gebet im Plu-
ral steht, 'damit derjenige, der betet, nicht
nur für sich allein betet. Unser Gebet', schreibt er, 'ist öffent-
lich und gemeinschaftlich, und wenn wir beten,
beten wir nicht nur für einen, sondern für das ganze Volk,
weil wir mit dem ganzen Volk eins sind' (Über
das Gebet des Herrn, 8).
So erscheinen persönliches und liturgisches
Gebet fest miteinander verbunden. Ihre Einheit rührt aus der
Tatsache her, daß sie auf dasselbe Wort
Gottes antworten. Der Christ sagt nicht 'mein Vater', sondern 'un-
ser Vater', und zwar bis hinein in die Abgeschiedenheit
des verschlossenen Zimmers, da er weiß, daß er an
jedem Ort, in jeder Lebenslage Glied ein und
desselben Leibes ist.
'Laßt uns also beten, geliebteste Brüder',
schreibt der Bischof von Karthago, 'wie Gott der Meister, uns ge-
lehrt hat! Es ist ein vertrauliches und inniges
Gebet, wenn wir zu Gott mit dem beten, was sein ist, wenn
wir das Gebet Christi zu seinen Ohren emporsteigen
lassen. Möge dr Vater die Worte seines Sohnes wieder-
erkennen, wenn wir ein Gebet sprechen: Er, der
in unserer Seele wohnt, soll auch in unserer Stimme ge-
genwärtig sein... Wenn man betet, sol man
zudem in einer Weise sprechen und bitten, die mit Zucht Ruhe
und Ehrerbietung bewahrt.
Bedenken wir, daß wir vor dem Blick Gottes
stehen. Es gilt, sowohl in der Haltung des Körpers als auch
durch den Ton der Stimme den Augen Gottes zu
gefallen::: Und wenn wir mit den Brüdern zusammen-
kommen und die göttlichen Opfer mit dem
Priester Gottes feiern, müssen wir uns der Ehrfurcht und Zucht
erinnern und dürfen weder unsere Bitten
da und dort mit nachlässigen Worten in den Wind sprechen noch
mit geräuschvoller Geschwätzigkeit
ein Anliegen heraussprudeln, das mit Bescheidenheit an Gott herange-
tragen werden muß, weil Gott nicht Hörer
der Stimme, sondern des Herzens ist..." (ebd., 3-4). Das sind Wor-
te, die auch heute gültig bleiben und uns
helfen, die Heilige Liturgie gut zu feiern."
(P. Benedikt XVI., Der hl. Cyprian - afrikanischer Bischof,
in: L'Osserv. Rom. 24/2007, 2)