Theologie-Systematisch
Spiritualität
Unterwerfung
"Bedingungslose Unterwerfung unter den Willen Gottes, der sich in dem zeigt, was geschieht und
was wir nicht ändern können, ist die fundamentale Haltung aller, die an Gott glauben. Eine sehr
große Macht kann man anklagen. Die absolute Macht nicht. Der Protest gegen das, was schlecht-
hin ist, wie es ist, und was von niemandem beeinflussbar ist, dieser Protest ist Teil der Absurdität,
gegen die er sich richtet. Er setzt immer noch ein imaginäres - aber eben imaginäres - Tribunal vor-
aus, das diesen Protest hört und erwägt. Mit Blick auf diese Absurdität hat Odo Marquard skeptisch
pointiert von 'Atheismus aus Frömmigkeit' gesprochen. Denn nur wenn Gott nicht existiert, so meint
er, ist er nicht schuld an allem Schlechten... Auf das, was sich als Wille Gottes zeigt, gibt es nur eine
sinnvolle Antwort: Unterwerfung. Wenn die Präsenz des Islam in unserem Land irgendeinen Sinn
hat, dann kann es nur der sein, uns daran zu erinnern. Es gibt heute manche Priester, die, statt den
Segen des Allmächtigen Gottes auf uns herabzurufen, nur vom Segen des gütigen Gottes sprechen.
Die Güte Gottes oder gar dass Gott die Liebe ist, wäre für uns eine Mitteilung ohne Belang, wenn
Gott ohnmächtig wäre und uns vom Tod nicht retten könnte. Nur der Segen und die Liebe eines all-
mächtigen Gottes kann uns retten."

(R. SPAEMANN, Was ist das „quod omnes dicunt deum“? in: Th. BUCHHEUM u.a. (Hgg.),
Gottesbeweise als Herausforderung für die moderne Vernunft (Collegium Metaphysicum 4)
Tübingen 2012, unveränderte Studienausgabe 2013, 33-45, 39f.)