Theologie-Systematisch
Spiritualität
Leben angesichts des Todes
Texte

"Schwach, wie er ist, versucht der Mensch... die Gewißheit des Todes zu verdrängen. Er sieht
nicht, daß gerade dieser der Antrieb für die besten Taten im Leben ist. Der Mensch hat Angst
vor Schritten im Dunklen, alles Unbekannte erfüllt ihn mit Schrecken, und er kann seine
Angst nur überwinden, indem er vergißt, daß seine Tage gezählt sind. Dabei wäre er doch
andererseits imstande, so viel mehr zu wagen, in seinem täglichen Leben Erfolg zu haben
und weiterzukommen - er hat ja nichts zu verlieren, denn der Tod ist unausweichlich.

Der Tod ist unser großer Verbündeter, weil er unserem Leben den wahren Sinn gibt. Doch
um das wahre Antlitz unseres Todes zu sehen, müssen wir alle Ängste und Schrecken ken-
nen, die die einfache Erwähnung seines Namens in jedem Lebewesen zu wecken imstande ist."

(P. COELHO, Auf dem Jakobsweg. Tagebuch einer Pil-
gerreise nach Santiago de Compostela, Zürich 1999, 148f)