Theologie-Systematisch
Spiritualität
Liebe
Texte

"Der Weg, um dieses Ziel (das Reich Gottes) zu erreichen, ist lang und erlaubt keine
Abkürzungen, denn jeder Mensch muß die Wahrheit der Liebe Gottes aus freiem Wil-
len annehmen. Er ist Liebe und Wahrheit, und weder die Liebe noch die Wahrheit
drängen sich je auf: Sie klopfen an die Tür des Herzens und des Verstandes, und
dort, wo sie eintreten dürfen, bringen sie Frieden und Freude. Das ist Gottes Art zu
herrschen; das ist sein Heilsplan, ein 'Geheimnis' im biblischen Sinne des Wortes,
das heißt ein Plan, der sich nach und nach in der Geschichte offenbart."

(P. Benedikt XVI, Ansprache vor dem Angelus am 26.11.06, L'Osserv. Rom. 48 (2006) 1)


"In der gegenseitigen Liebe, auch in der brennendsten, ist nichts... großartiger als der Wille,
daß der, den du zuhöchst liebst und der dich zuhöchst liebt, einen anderen ebensosehr liebe...
So kann also die Gemeinschaft der Liebe nicht verwirklicht sein in weniger als drei Personen...
Wo zwei in gegenseitiger Liebe einander in höchster Sehnsucht umarmen und jeder in der
gegenseitigen Liebe höchstes Entzücken findet, da liegt der Gipfel der Freude des einen
gerade in der innigsten Liebe des anderen, und umgekehrt... Solange nun dieser in
Ausschließlichkeit vom anderen geliebt wird, ist er... der einzige Besitzer seines süßen
Entzückens, und der andere desgleichen. Solange sie keine Mitgeliebten haben,
kann das Beste der Freude eines jeden nicht vergemeinsamt werden. Damit bei-
de in ihrer Freude kommunizieren können, bedürfen sie eines Mitgeliebten."

(Richard von St. Viktor, De Trinitate III 11,14f)


"Jemand lieben heisst: als einziger ein Wunder zu
sehen,
das für alle anderen unsichtbar ist"

(Francois Mauriac)


Die "freie und verstehende Liebe, die in vollkommener Lebensgemeinschaft mit Gott en-
den soll
, ist Grundberufung des Menschen von seiner Erschaffung an. Will man also mit
einem Wort kennzeichnen, worin der totale Selbstvollzug des Menschen auf Gott hin,
die totale 'Be-Kehrung' des Menschen durch Gott zu Gott besteht und worauf es also in
der christlichen, ja menschlichen Existenz entscheidend ankommt, dann kann man es
nicht prägnanter ausdrücken als durch das Wort 'caritas', die gleichsam problemlos, stau-
nend, willig und freudig auf die von Gott geführte Bewegung aller Kreatur einschwingt"


(O.H. PESCH, Hinführung zu Luther, Mainz 32004, 193)