Chr. SCHULER, Der Zauber
des Anderen. Über die neue Anziehungskraft
von Klöstern, in: Herder
Korrespondenz 55 (2001) 262-265;
Der Theologe und Journalist Christian Schuler
beschreibt hier den neuen Trend, in Klöstern Ruhe,
Entspannung, ja das ganz Andere gegenüber
dem "Zwang zur permanenten Selbstdarstellung"
zu finden; und zwar mit Hilfe "einer sanften,
menschengemäßen Ordnung, die ahnen lässt, dass
unser Dasein in reiner Funktionalität und
Faktizität nicht aufgeht" (263).
Während der sonntägliche Kirchenbesuch
für Kirchenferne eher etwas Seltsames, ja Exotisches
geworden ist, gewinnen Klöster als Refugien
der Stille, als Orte der Selbstbesinnung und Kon-
zentration große Anziehungskraft; denn
"Klöster bergen das Versprechen eines geordneten,
gemeinschaftlichen, entschleunigten Lebens, ein
Versprechen, dem auch die die in der Geschichte
vielfach bezeugten Mißstände... erst
einmal nichts anhaben können" (263).
Nach der "Bilderstürmerhysterie der späten
sechziger und siebziger Jahre" scheint mittlerweile
eine "produktive Auseinandersetzung mit der eigenen
Tradition abseits krichenpolitischer Kampf-
hetorik" möglich zu werden. "Es muss nicht
mehr anstößig oder gar reaktionär sein, sich über-
kommenen Riten und Formen anzusehen, womöglich
neu anzueignen und zu versuchen, sie zum
eigenen religiösen Ausdrucksrepertoire zu
machen. Eine an Stilen und Formen verarmende Kirche
(und Gesellschaft) besitzt in den Klöstern...
Orte zugleich der Strenge und der Weltoffenheit" (263).