"Dasselbe griechische
Wort 'tapeinophrosyne' gebraucht Paulus im Philipperbrief, als er vom Herrn
spricht, der Gott gleich war und sich erniedrigt und zum Sklaven gemacht
hat ('tapeinos'), und
schließlich Geschöpf geworden, Mensch geworden ist bis zum Gehorsam
am Kreuz (vgl. Phil 2,7-8).
Demut ist also nicht ein beliebiges Wort, eine gewisse Bescheidenheit...,
es ist ein christologisches
Wort. Den Gott nachahmen, der zu mir herabsteigt, der so groß ist,
daß er mein Freund wird, für
mich leidet, für mich gestorben ist. Das ist die Demut, die wir lernen müssen, die Demut Gottes.
Das heißt, wir müssen uns immer im Licht Gottes sehen; so können
wir gleichzeitig die Großartig-
keit erkennen, eine von Gott geliebte Person zu sein, aber auch unsere Geringheit,
unsere Armselig-
keit, und uns daher gleichzeitig richtig verhalten, nämlich nicht wie
Herren, sondern wie Diener. Wie
der hl. Paulus sagt: 'Wir wollen ja nicht Herren über euren Glauben
sein, sondern wir sind Helfer
zu eurer Freude' (2 Kor 1,24). Zum Priestersein gehört diese Demut noch
mehr als zum Christsein."
(P. Benedikt
XVI., >Lectio divina< am 4. März 2011, in:
L'Osservatore Romano vom 25. März 2011, S. 7)
"Die Demut schließt
natürlich das ernsthafte Studium nicht aus; um aber dafür
zu sorgen, daß es geistlich nützlich
ist und ermöglicht, wirlich in die Tiefe des
Textes einzudringen, bleibt die Demut unverzichtbar.
Nur mit dieser inneren
Haltung hört man wirklich die Stimme
Gottes und nimmt sie schließlich wahr."