Theologie-Systematisch
Sakramentenlehre
§ 6. Eucharistie
Texte-Wandlung

"Wie kann Jesus seinen Leib austeilen und sein Blut? Indem er Brot zu seinem Leib
und Wein zu seinem Blut macht und austeilt, nimmt er seinen Tod vorweg, nimmt er
ihn von innen her an und verwandelt ihn in eine Tat der Liebe. Was von außen her
brutale Gewalt ist, wird von innen her ein Akt der Liebe, die sich selber schenkt, ganz
und gar. Dies ist die eigentliche Wandlung, die im Abendmahlssaal geschah und die dazu bestimmt war, einen Prozeß der Verwandlungen in Gang zu bringen, dessen letz-
tes Ziel die Verwandlung der Welt dahin ist, daß Gott alles in allem sei (vgl. 1 Kor 15,
28).

 Alle Menschen warten immer schon irgendwie in ihrem Herzen auf eine Veränderung
und Verwandlung
der Welt. Dies nun ist der zentrale Verwandlungsakt, der allein wirk- lich die Welt erneuern kann: Gewalt wird in Liebe umgewandelt und so Tod in Leben.
Weil er den Tod in Liebe umformt, darum ist der Tod
als solcher schon von innen her
überwunden und Auferstehung schon in ihm da. Der Tod ist gleichsam
von innen ver-
wundet und kann nicht mehr das letzte Wort sein. Das ist sozusagen die Kernspaltung im

Innersten des Seins - der Sieg der Liebe über den Haß, der Sieg der Liebe über den Tod.
Nur von dieser
innersten Explosion des Guten her, das das Böse überwindet, kann dann
die Kette der Verwandlungen
ausgehen, die allmählich die Welt umformt. Alle anderen
Veränderungen bleiben oberflächlich und
retten nicht. Darum sprechen wir von Erlö-
sung: Das zuinnerst Notwendige ist geschehen, und wir kön
nen in diesen Vorgang hin-
eintreten. Jesus kann seinen Leib austeilen, weil er wirklich sich selber gibt.

Diese erste grundlegende Verwandlung von Gewalt in Liebe, von Tod in Leben zieht
dann die weiteren
Verwandlungen nach sich. Brot und Wein werden sein Leib und sein
Blut. Aber an dieser Stelle darf die
Verwandlung nicht Halt machen, hier muß sie erst
vollends beginnen. Leib und Blut Jesu Christi werden
uns gegeben, damit wir verwan-
delt werden. Wir selber sollen Leib Christi werden, blutsverwandt mit ihm.

Wir essen alle das eine Brot. Das aber heißt: Wir werden untereinander eins gemacht.
Anbetung wird,
so sagten wir, Vereinigung. Gott ist nicht mehr bloß uns gegenüber,
der ganz Andere. Er ist in uns selbst
und wir in ihm. Seine Dynamik durchdringt uns
und will von uns auf die anderen und auf die Welt im
Ganzen übergreifen, daß seine
Liebe wirklich das beherrschende Maß der Welt werde."

(Benedikt XVI., Predigt beim Abschlussgottesdienst des Weltjugendtages am 21. August 2005)