Theologie-Systematisch
Sakramentenlehre
§
4. Taufe
Texte-Kindertaufe
"Seitdem der eingeborene
Sohn des Vaters sich hat taufen lassen, ist der Himmel
wirklich offen und öffnet sich weiter. Und wir können jedes neu
erblühende Leben
den Händen dessen anvertrauen, der stärker ist als die dunklen
Mächte des Bösen.
Denn dies ist mit der Taufe verbunden: Wir geben Gott das zurück, was
von ihm ge-
kommen ist. Das Kind ist nicht Eigentum der Eltern, sondern vom Schöpfer
in Frei-
heit und auf immer neue Art und Weise ihrer Verantwortung übergeben,
damit sie
ihm helfen, ein freies Kind Gottes zu sein. Nur wenn in den Eltern dieses
Bewußt-
sein reift, gelingt es ihnen, das richtige Gleichgewicht zu finden zwischen
dem An- spruch, über die Kinder bestimmen zu können, als wären
sie persönlicher Besitz,
und sie gemäß den eigenen Vorstellungen und Wünschen zu formen,
und auf der
anderen Seite einer freiheitlichen Haltung, die sich darin ausdrückt,
daß sie die
Kinder in voller Autonomie aufwachsen lassen und ihnen jeden Wunsch erfüllen,
was sie als die richtige Art und Weise ansehen, deren Persönlichkeit
zu fördern.
Wenn mit diesem Sakrament die Neugetauften zu Kindern Gottes werden, der
sie
mit unendlicher Liebe liebt, sie gegen die dunklen Mächte des Bösen
schützt und
verteidigt, muß man sie lehren, Gott als ihren Vater zu erkennen und
sich mit der
Haltung eines Kindes auf ihn zu beziehen. Wenn man deshalb nach christlicher
Tradition, wie wir es heute tun, Kinder tauft und sie in das Licht Gottes
und sei-
ner Lehre einführt, tut man ihnen keine Gewalt an, sondern schenkt ihnen
den
Reichtum des göttlichen Lebens, in dem die wahre Freiheit ihre Wurzeln
hat, die
den Kindern Gottes zu eigen ist; eine Freiheit, die mit den Jahren erzogen
und
geformt werden muß, damit sie fähig wird, verantwortliche persönliche
Ent-
scheidungen zu treffen."
(P. Benedikt XVI, Predigt zur Tauffeier in der Sixtinischen
Kapelle am 11.01.2009, in: L'Osservatore Romano 4/2009, 9)
"Wir dürfen in dieser Stunde
annehmen, daß auch hier, über diesen Kindern,
die durch das Sakrament der Taufe mit Jesus
in Kontakt treten, der Himmel
offen ist. Im Sakrament öffnet sich der Himmel über uns. Je mehr
wir im Kon-
takt mit Jesus in der Realität unserer Taufe leben, um so mehr öffnet
sich der
Himmel über uns... Die Taufe ist Adoption
und Aufnahme in die Familie Got-
tes, in die Gemeinschaft mit der Allerheiligsten Dreifaltigkeit... Deshalb
muß
die Taufe im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit gespendet werden... In
der Taufe handelt Gott selbst, handelt Jesus durch den Heiligen Geist. In
der christlichen Taufe ist das Feuer des Heiligen
Geistes gegenwärtig. Gott han-
delt, nicht wir allein handeln. Gott ist heute hier gegenwärtig. Er
nimmt eure
Kinder an und macht sie zu seinen Söhnen und Töchtern. Aber Gott
handelt
natürlich nicht auf magische
Weise. Er handelt nur zusammen mit unserer
Freiheit. Wir können nicht auf unsere Freiheit verzichten. Gott
ruft unsere
Freiheit auf den Plan, er lädt uns zur Mitwirkung mit dem Feuer des
Heili-
gen Geistes ein. Diese beiden
Dinge müssen zusammengehen. Die Taufe wird
für das ganze Leben Geschenk Gottes bleiben, der unserern
Seelen sein Sie-
gel aufgedrückt hat. Aber dann wird es auf unsere Mitwirkung, auf die
Bereit-
schaft unserer Freiheit ankommen,
jenes 'Ja' zu sprechen, das das göttliche
Handeln wirksam werden läßt."
(P. Benedikt XVI, Predigt zur Tauffeier
in der Sixtinischen
Kapelle am 7.01.2007, in: L'Osservatore Romano 3/2007, 9)