Eine gemeinsame Bezugnahme der christlichen Konfessionen auf sprachwissen-
schaftliche Überlegungen, insbesondere die Sprechakttheorie, könnte
nach Auf-
fassung der in Münster lehrenden ökumenischen Theologin dazu beitragen,
die
zwischen den christlichen Konfessionen noch immer kontrovers diskutierte Frage
nach der >Wirksamkeit< sakramentaler Handlungen im Zusammenhang von
Wort Gottes, Sakrament und Kirche genauer aufzuklären (126).
Die von JOHN L. AUSTIN 1955 begründete Sprechakttheorie differenziert
Aussa-
gen inbezug auf ihre Lokution, Illokution, Perlokution und Situation. Heute
wird
ihre nur auf die vom Sprecher vollzogenen Handlungen bezogene Perspektive
vielfältig ergänzt, unter anderem durch die Betrachtung subjektiver
Vorgänge
bei Sprechenden und Hörenden.
S. resümiert: "Eine Beschäftigung mit der Sprachhandlungstheorie
kann sensi-
bilisieren für die Vielgestaltder Handlungen, die die kirchliche Gemeinschaft
in
ihrem Sprechen vollzieht. Die Eigenarten etwa der individuell-persönlichen
re-
ligiösen Rede, der lehramtlichen Äußerungen und des gottesdienstlichen
Spre-
chens treten vor Augen" (134).
"In der ökumenischen Diskussion hat die Rezeption der Sprechakttheorie
zur
Entschärfung der Kontroverse um das Verhältnis von Wort und
Sakrament ge-
führt: Die Wirksamkeit der Sakramente ist in ihrem Wortcharakter begründet;
Sakramente sind spezifische Worthandlungen" (135).
Über die Konzentration der Sprechakttheorie auf einzelne performative
Aus-
sagen (z.B. >Ich taufe dich<) macht S. darauf aufmerksam, daß
inbezug auf
die Sakramente der Gesamtzusammenhang der liturgischen Feier zu beach-
ten ist. Das hier performativ gesprochene Wort bekommt seine Bedeutung
auch aus dem eschatologisch geprägten Glaubenszeugnis der Gemeinde.