D. SATTLER, Wandeln Worte Wirklichkeit? Nachdenkliches über die Rezeption
    der Sprechakttheorie in der (Sakramenten-) Theologie, in: Catholica 51 (1997) 125-138;

I.    Vorüberlegungen zur Fragestellung

Eine gemeinsame Bezugnahme der christlichen Konfessionen auf sprachwissen-
schaftliche Überlegungen, insbesondere die Sprechakttheorie, könnte nach Auf-
fassung der in Münster lehrenden ökumenischen Theologin dazu beitragen, die
zwischen den christlichen Konfessionen noch immer kontrovers diskutierte Frage
nach der >Wirksamkeit< sakramentaler Handlungen im Zusammenhang von
Wort Gottes, Sakrament und Kirche genauer aufzuklären (126).


II.    Ansatz und Differenzierung der Sprechakttheorie

Die von JOHN L. AUSTIN 1955 begründete Sprechakttheorie differenziert Aussa-
gen inbezug auf ihre Lokution, Illokution, Perlokution und Situation. Heute wird
ihre nur auf die vom Sprecher vollzogenen Handlungen bezogene Perspektive
vielfältig ergänzt, unter anderem durch die Betrachtung subjektiver Vorgänge
bei Sprechenden und Hörenden.


III.    Felder der (systematisch-) theologischen Rezeption

S. resümiert: "Eine Beschäftigung mit der Sprachhandlungstheorie kann sensi-
bilisieren für die Vielgestaltder Handlungen, die die kirchliche Gemeinschaft in
ihrem Sprechen vollzieht. Die Eigenarten etwa der individuell-persönlichen re-
ligiösen Rede, der lehramtlichen Äußerungen und des gottesdienstlichen Spre-
chens treten vor Augen" (134).


IV.    Sakramententheologische Überlegungen

"In der ökumenischen Diskussion hat die Rezeption der Sprechakttheorie zur
Entschärfung der Kontroverse um das Verhältnis von Wort und Sakrament ge-
führt: Die Wirksamkeit der Sakramente ist in ihrem Wortcharakter begründet;
Sakramente sind spezifische Worthandlungen" (135).

Über die Konzentration der Sprechakttheorie auf einzelne performative Aus-
sagen (z.B. >Ich taufe dich<) macht S. darauf aufmerksam, daß inbezug auf
die Sakramente der Gesamtzusammenhang der liturgischen Feier zu beach-
ten ist. Das hier performativ gesprochene Wort bekommt seine Bedeutung
auch aus dem eschatologisch geprägten Glaubenszeugnis der Gemeinde.