formuliert der Gießener systematische Theologe seine im folgenden
noch zu
erläuternde und an JOSEF WOHLMUTH anknüpfende sakramententheologische
Grundthese:
"Sakramente sind nicht primär Selbst- und Lebensvollzüge
der Kirche, son-
dernWandlungsimpuls der Kirche, deren gnadenhafte Vorgabe. Als 'Zeichen'
des Glaubens konfrontieren sie die versammelte Gemeinde (und den einzel-
nen inihr) mit einer 'Nähe' Jesu Christi, die den Zirkel des Konsums
und der
Bedürfnisbefriedigung durchbricht und die (bzw. den) Beteiligten
zum selbst-
losenDienst am Nächsten befreit."(41)
Die unter der Perspektive der "anthropologischen Wende" heute oftmals vorge-
nommene Interpretation des Sakramentes als eines "menschlichen Selbstvollzu-
ges ist für Freyer diskussionswürdig und diskussionsbedürftig.
Vor dem Hintergrund einer "Spätmoderne nach Auschwitz" ergibt sich
für die
Sakramentenlehre nach Freyer:
1. Es "legt sich eine Öffnung des philosophischen
Denkmodells des 'Selbst-
vollzugs' für ein Verständnis
menschlicher Subjektivität nahe, dessen
Brennpunkt der Andere in seiner
irreduziblen Andersheit ist und nicht
die Sorge um das eigene Ich, dessen
Bedürfnisbefriedigung. Der 'Andere'...
nicht etwa als Spiegelbild des
eigenen Selbst (alter ego), sondern als der-
jenige, dessen 'Nähe' mir
- noch 'vor' aller Identität mit mir selbst, 'vor'
allen Selbstvollzügen - im
buchstäblichen Sinn des Wortes 'auf den Leib
rückt'." (47)
2. Sie "wird ihre besondere Aufmerksamkeit der
Idolkritik zuwenden, wie sie
von seiten Adornos, aber nicht
minder nachdrücklich auch von Levinas her
laut wird. Die idolkritische Rückfrage
ist deshalb sakramententheologisch
von erheblicher Tragweite, weil
sie sich in der Traditon des jüdischen Bil-
derverbots, der Wahrung der Transzendenz
Gottes bewegt, die... auch für
die neutestamentliche Auffassung
von Jesus Christus als Ebenbild Gottes
maßgebend bleibt" (47).