Peter Matuska/Jürgen Strötz, Die Ehe als Abbild des trinitarischen Geheimnisses. Theologiegeschichtliche und
systematische Annäherung an das Wesen der katholischen
Ehelehre (Studien zu Religionspädagogik und Pasto-
ralgeschichte 7) Hamburg: Dr. Kovac 2004;
(ISBN-10 3-8300-1508-9. ISBN-13 978-3-8300-1508-6, 118 Euro)


Dieses Buch entstand aus einem Seminar, das Jürgen Strötz zwischen 1999 und 2001 unter dem Titel "Die Ehe
als Sakrament und Lebensform" an der Universität Passau angeboten hat. Im Ausgang von der Erkenntnis, "dass
die Mitte der Ehetheologie in der trinitarischen Abbildlichkeit dieses Sakraments zu suchen sei" (7), fassten bei-
de Autoren den Plan, die Ehetheologie historisch wie systematisch aus dieser Perspektive darzustellen. Hierbei
sollte - im Anschluss an eine Dissertation von Brigitte Rieks (Das Ehesakrament. Die Liebe christlicher Ehegat-
ten als Analogie der göttlichen Liebe/1996) - gezeigt werden, "daß die Liebe christlicher Ehepartner die Zuwen-
dung Jahwes zu Israel analog darstellt, daß sie Abbild der Liebe Christi zu seiner Kirche und der innertrinitari-
schen Liebesbeziehung ist und prophetisch als Hoffnungssymbol auf die Vollendung des Reiches Gottes im Es-
chaton hinweist" (26).

Der erste Abschnitt ist sodann einer grundlegenden, auf aktuelle dogmatische Lehrbuch-Literatur bezogenen
Darstellung der Grundlagen der Trinitätslehre gewidmet. Kurz wird auf herausragende einzelne systema-
tische Theologen der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart Bezug genommen (Rahner, Barth, Jüngel, Molt-
mann, Pannenberg, von Balthasar). In einem weiteren - recht knappen - Abschnitt werden vor allem mit Be-
zug auf Jörg Splett trinitarische Strukturen in der Schöpfung aufgewiesen. Die sich in der Freiheitserfah-
rung erweisende Gottebenbildlichkeit des Menschen spielt hier eine Rolle, aber auch die - gegen den heute weit
verbreiteten Trend der Gendertheorie - festgehaltene grundsätzliche Unterschiedenheit vom Mann (als dem Ge-
benden) und der Frau (als der Empfangenden) sowie dem Kind (als dem von beiden Geliebten). In dieser grund-
sätzlichen und bleibenden Unterschiedenheit von Mann und Frau, die wiederum entgegen moderner Gender-
Theorien keine Wertung der unterschiedlichen Bestimmungen mit sich führt, ist der Mensch gemeinsam "voll-
kommeneres Ebenbild Gottes... Die Geschlechter sind... als Abbild der verschiedenen Wirkweisen Gottes zu se-
hen, die doch immer der eine Gott sind" (68). Im ausführlichsten Kapitel von allen wird sodann ein Überblick
über die komplette Geschichte des christlichen Eheverständnisses in der Theologiegeschichte, einschließlich
des biblischen Kontextes gegeben. Hierzu wird resümiert, dass "die Väter die Ehe (bereits) als eigentliches Sa-
krament betrachteten" (169), dass die Würde der Ehe betont, gleichzeitig aber die zölibatäre Lebensform als hö-
herwertig betrachtet wurde, dass die Gleichheit der Gatten in allen Pflichten, insbesondere der ehelichen Treue
sowie die Unauflöslichkeit der Ehe zwischen zwei Christen galt (203f). Die Lehre von den Zwecken und den
Gütern der Ehe wird ebenso erläutert wie die Problematik der zweiten Ehe nach dem Tod des Partners bzw. der
Partnerin, der Ehescheidung und der Ehehindernisse.

Ein weiterer Abschnitt behandelt die systematische Frage nach der Ehe als Sakrament. Die Ehe - so wird hier
ausgeführt - ist ein "schöpfungsmäßig angelegter Grundtyp menschlichen Zusammenlebens, wie er enger wohl
kaum gedacht werden kann", der "fundamental einbezogen (ist) in den Heils- und Erlösungsprozeß des Men-
schen, der die ursprüngliche Einheit von Bund und Schöpfung, Gnade und Natur wiederherstellen will" (309).
Neben dem Abschluss der Ehe ist selbstverständlich das gesamte eheliche Leben "in den Bereich des Sakramen-
talen hineingenommen" (322). Gegenwärtige Neuansätze der katholischen Ehetheologie werden in einer erst-
mals positiven Einschätzung der geschlechtlichen Hingabe der Ehepartner sowie insgesamt in einer ausgeprägter
personal und partnerschaftlich verstandenen Ehe gesehen; auch die ekklesiologische Bedeutung der Ehe als Bun-
desgeheimnisses wird neuerdings stärker hervorgehoben. Insgesamt wird die Ehe dann als ein "Dreibund mit Gott
als erstem Bundespartner" (372) gedeutet, so dass eine Trinitätsanalogie in der Ehe möglich wird. wobei das ge-
nerative Element der Ehe im Hinblick auf die ökonomische Trinität gedeutet wird. Schließlich - so die These -
hat die Ehe auch eine eschatologische Dimension, "in der die Fragen nach Sinn, Erfüllung, Auferstehung und
gelungenem Lebensentwurf beantwortet werden" (414). Die Communio Sanctorum wird zum Ort der Neugestal-
tung der Ehe.

Im Ganzen liegt mit diesem Buch eine Darstellung und Deutung christlicher Ehelehre vor, die schwerlich ihres-
gleichen findet. Zahlreiche Abbildungen lockern den Text etwas auf; einzig das Layout des gesamten Buches, das
leider im Dissertationsstil gehalten ist, tut dem guten Gesamteindruck etwas Abbruch.

Herbert Frohnhofen, 1. August 2007