Theologie-Systematisch
Religion/Religionen
§ 7. Pluralismus und pluralistische Religionstheologie
Texte-Religionstheologie

"Wie John Hick in all seinen religionstheologischen Schriften ausgeführt hat, bildet diese von
den Religionen selbst auf die ein oder andere Art vollzogene Unterscheidung zwischen der trans-
zendenten Wirklichkeit in ihrer unbegreifbaren und unbeschreibbaren Unendlichkeit und unse-
ren durch endliche Begriffe und Vorstellungen konstituierten gedanklichen Annäherungen an
diese Wirklichkeit die entscheidende Grundlage einer pluralistischen Religionstheologie. Denn
es ist diese Unterscheidung, die eine Lösung des Problems der divergierenden Wahrheitsansprü-
che ermöglicht. Unter der Voraussetzung dieser Unterscheidung kann es sich nämlich bei dem,
was die großen Religionen über die transzendente Wirklichkeit sagen, nicht um gegensätzliche
und einander ausschließende Beschreibungen handeln, sondern um unterschiedliche sprachli-
che Annäherungen an eine Wirklichkeit, die nach Auffassung dieser Religionen jede Beschreib-
barkeit übersteigt. Wir stehen daher gar nicht in der Situation, dass wir fragen müssten, ob die transzendente Wirklichkeit nun eher durch eine impersonale, durch eine personale oder durch
eine dreipersonale Vorstellung auf die zutreffendste Art und Weise beschrieben und begriffen
ist. Nach den hermeneutischen Grundsätzen aller großen Religionen darf keine dieser Vorstel-
lungen als eine adäquate Beschreibung oder gar als ein adäquates Begreifen der transzenden-
ten Wirklichkeit missverstanden werden. Vielmehr sind alle diese Vorstellungen nur insofern
zutreffend, als sie über sich hinaus auf die Unvorstellbarkeit und Unsagbarkeit der transzen-
denten Wirklichkeit verweisen."

(Perry Schmidt-Leukel, Gott ohne Grenzen. Eine christliche und
pluralistische Theologie der Religionen, Gütersloh 2005, 206f)