Texte zum Pluralismus/zur Pluralisierung
"Religiöser Pluralismus
ist der Zustand einer Gesellschaft, in dem sich unterschied-
liche Lebensorientierungen religiös-weltanschaulicher Art mit
Anspruch auf Ge-
samtdeutung der Wirklichkeit in einem Verhältnis der Koexistenz
und Konkurrenz
befinden, das nicht durch ein übergreifendes Einheitsprinzip begrenzt
wird."
(Chr. SCHWÖBEL, Christlicher Glaube im Pluralismus.
Studien zu einer Theologie der Kultur, Tübingen
2003, 15)
"Seit einiger
Zeit wird davon ausgegangen, dass das Konzept der Säkularisierung zu
jenen Formen 'ordnender Dichotomien' (U. Beck) aus dem 19. Jahrhundert gehört,
deren Erlärungskraft geschrumpft ist. Neuere Modernisierungstheorien
sprechen
zumindest von einem ambivalenten Verhältnis zwischen Religion und Moderne...
Sie rücken der Prozess der Pluralisierung ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Selbst
empirisch wird Einspruch gegen die Auffassung, die Geschichte der christlichen
Religion in der Neuzeit könne
zutreffend als Verfallsgeschichte beschrieben werden,
erhoben. Auf der einen Seite ist, wie Karl Gabriel mehrfach aufgezeigt hat, eine Ero-
sion des christlichen Bewusstseins, eine Abnahme der Partizipation an christlichen
Vollzügen und ein Einbruch in der öffentlichen Plausibilität
christlicher Überzeugun-
gen unübersehbar. Auf der anderen Seite sind selbst innerhalb des kirchlich
vertrete-
nen Christentums Innovationspotenziale wirksam. Das Weiteren ist über
das kirch-
lich vertretene Christentum hinaus Religion kulturell präsent: in der
Literatur, im
Film, in der politischen Debatte oder in öffentlichen Diskursen über
ethisch bedeut-
same Fragen - und in einer Vielzahl von Kirchen, religiösen Bewegungen
und Sekten."
(H.G. ZIEBERTZ u.a., Religiöse Signaturen heute.
Ein religionspädagogischer Beitrag zur empiriri-
schen Jugendforschung (Religionspädagogik in pluraler Gesellschaft
3) Gütersloh-Freiburg/Bg. 2003, 29f)