Christoph Auffarth u.a. (Hgg.), Wörterbuch der Religionen, Stuttgart 2006;
Dieses umfangreiche Wörterbuch mit knapp 600 Seiten und rund 2600 Artikeln knüpft an das erstmals im Jahr
1952 erschienene Wörterbuch der Religionen von Alfred Bertholet an, tritt an dessen Stelle und übernimmt des-
sen Titel. Unter "den einbändigen, handlichen Lexika und Nachschlagewerken zur Religion bzw. zu den Religio-
nem",
so
die nunmehr drei renommierten Herausgeber (neben Christoph Auffarth, Hans G. Kippenberg und Axel
Michaels) im Vorwort, soll es "das religionswissenschaftliche Referenzwerk sein". Deshalb biete "es knapp zu-
sammengefasste, zuverlässige Information aus erster Hand"
(VI). Die Religionswissenschaft sei inzwischen eine
selbstständige Kulturwissenschaft geworden, die sich von der christlichen Theologie emanzipiert habe und nun
an den Sozialwissenschaften orientiere.

Ähnlich wie die moderne Ethnologie wolle man sich nunmehr "auf Augenhöhe" mit anderen Kulturen und Re-
ligionen befassen und deshalb den 'native speakers' (muttersprachlichen Sprechern) Gehör und Achtung verschaf-
fen (VII): "Um diesem Anspruch nachzukommen, sind in diesem Wörterbuch sowohl die vielfältigen Traditionen
gewissenhaft aufgenommen, als auch die Selbstbezeichnungen wichtiger Konzepte in der jeweiligen Sprache be-
nannt und beschrieben worden: Das Prinzip der Eigensprachlichkeit achtet die Verschiedenheit der Kulturen und
will sie nicht mehr einem europäischen Begriffssystem unterwerfen"
(VII). Dies bringt natürlich mit sich, dass vie-
le Umschriften der originären Begriffe darzustellen und zu verwenden sind; hierzu gibt es im Anhang ein eigenes
Register. Die rund 2600 Stichwörter des Lexikons entstammen allen Bereichen, in denen Religiöses vorkommt
bzw. sich ausdrückt. Von der Gesellschaft und Wirtschaft bis zur Theologie, vom Umgang mit dem Tod bis zur
Strukturierung von Raum und Zeit. Auch der zeitliche Rahmen, den die Stichwörter umspannen ist immens: er
"reicht von den Anfängen menschlicher Kultur bis in die Gegenwart; den geographischen Horizont bilden alle
fünf Kontinente"
(VII).

Schaut man einzelne der Artikel an, so fällt auf, dass sich viele von ihnen dann eben doch auf einzelne der religi-
ösen Traditionen beziehen, da sie nur hier ihren Platz haben, so z.B. Artikel über einzelne (menschliche oder gött-
liche) Personen, über je spezifische Gebets-, Meditations- und Liturgieformen oder in über einzelne Begriffe, die
nur in einer der religiösen Traditionen vorkommen. Schaute man nur auf solche Artikel - und es gibt viele davon
- so wäre dies Lexikon lediglich eine additive Zusammenstellung der Spezifika einzelner religiöser Traditionen.
Doch es gibt auch solche Artikel - und da wird es für Leser und Leserinnen spannend -, die religionsübergreifend
Informationen liefern und Stellung beziehen und damit oft Grundsätzliches in Bezug auf das Religiöse zu Tage
befördern, so z.B. die Artikel "Esoterik", "Gefühle", "Mystik", "Mythos", "Religion" usw. Besonders im Hinblick
auf diese Artikel lohnt sich die Lektüre sehr. Wie die meisten Lexika zeugt auch dieses "Wörterbuch der Religio-
nen"
insgesamt von immensem Fleiß und weitreicher "Jagd- und Sammelleidenschaft".

Herbert Frohnhofen, 21. November 2006