ATHANASIUS WERKE. Zweiter Band: Die "Apologien", hg.v.
H.Chr. Brennecke u.a., 8. Lieferung, Berlin-New York 2006;


Selten genug: Dieses Buch ist der letzte Faszikel des Bandes II der Werke des Athanasius, welcher bereits seit siebzig (!) Jahren im Erscheinen begriffen ist. Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit hatten die Edition sehr behindert und damit auch die Weitergabe dieser Aufgabe von einer Person zur nächsten notwendig ge- macht. Ursprünglich - im Jahr 1929 - hatten amerikanische Wissenschaftler der Preußischen Akademie der Wis- senschaften die Förderung einer kritischen Edition der athanasianischen Schriften vorgeschlagen; nach längerem Zögern stimmte diese zu. Der nunmehr beendete Band II sollte die "Apologien", also die für Athanasius sehr bedeutsamen Schriften zur Verteidigung des christlichen Glaubens enthalten; die Verantwortung hierfür wurde zunächst Hans-Georg Opitz übertragen. Über Walther Eltester und Wilhelm Schneemelcher gelangte die Aufga- be schließlich im Jahr 1998 an Hanns Christof Brennecke, der sie nunmehr - mit entsprechender Hilfe - ab- schließend bewältigte.

Das Werk enthält in der Praefatio zunächst eine detaillierte Diskussion der verschiedenen Sammlungen von handschriftlichen Überlieferungen der athanasischen Schriften; hierbei - so die Herausgeber - erweist sich die stemmatische (d.h. die Reihenfolge der Fassungen betreffende) Einordung der Handschriften "angesichts des z.T. sehr geringen Textumfangs der einzelnen Schriften und oftmals fehlender aussage- oder gar beweiskräftiger Varianten insgesamt als sehr schwierig" (xix). Gleichwohl lassen sich vier, von den Texten her zum Teil über- lappende, Sammlungen bzw. Traditionen unterscheiden. Die vorhandenen Übersetzungen (syrisch und latei- nisch) der Epistula ad Afros "gehen offensichtlich auf eine gemeinsame Übersetzungsvorlage zurück, wie eini- ge Fehler zeigen, die beide Übersetzungen gemeinsam haben" (lxix). Die nunmehr erneut und kritisch edierten Schriften erschienen alle erstmals im Jahr 1601; die bislang als Standard geltende Ausgabe, welche in der allseits bekannten Patrologia Graeca von J.-P. Migne nachgedruckt wurde, erschien bereits 1698, ist mithin über 300 Jahre alt. Die in den Sources Chretiennes (Bd. 56) durch J.-P. Szymusiak vorgenommene Edition von Apologia de fuga und Apologia ad Constantium wird schlicht als "im Prinzip nicht verwendbar" bezeichnet, "da im textkritischen Apparat in großer Zahl variae lectiones den falschen Handschriften zugeschrieben werden" (lxxxix). Da zu den übrigen hier edierten Texten bisher überhaupt keine kritischen Ausgaben vorliegen, bedeu- tet der Band im Prinzip für alle Schriften die Premiere einer (akzeptablen) kritischen Edition.

Nach der umfangreichen Praefatio und verschiedenen Verzeichnissen macht die Edition der Apologia ad Con- stantium, der Epistula ad Ioannem et Antiochum, der Epistula ad Palladium, der Epistula ad Dracontium, der Epistula ad Afros, des Tomus ad Antiochenos, der Epistula ad Jovianum und der Petitiones Arianorum rund die Hälfte des Bandes aus. Register der verwendeten Bibelstellen, der von Athanasius zitierten Dokumente sowie der Personen- und Ortsnamen schließen einen Band ab, der vielleicht nicht wiederum für über 300 Jahre, sicherlich aber für lange Zeit den neuen Standard in der Edition der athanasianischen Apologien bilden wird.

Herbert Frohnhofen, 21. August 2008