Jörg Trelenberg, Augustins Schrift De ordine. Einführung, Kommentar,
Ergebnisse (Beiträge zur historischen Theologie 144) Tübingen 2009;

Diese im Jahr 2007 von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster angenommene
Habilitationsschrift diskutiert mit der Schrift >De ordine< eine der zentralen Frühschriften des Augustinus.
Behandelt wird die Frage, wie das Schlechte und Böse in der Welt in die grundsätzlich als gut angenom-
mene Weltordnung integriert gedacht werden kann, also die in der Neuzeit sogenannte Theodizeefrage.
"Dass das Böse (malum) keine Substanz besitze, wird ihm (dabei) zum Axiom. Das alles, was Sein be-
sitzt, gleichzeitig ein vom höchsten Prinzip vermitteltes Gut-Sein erhalten habe, steht ihm unverrückbar
fest" (4).

In der Einführung beschreibt Trelenberg die Situation des Augustinus zur Zeit der Abfassung von >De
ordine< in Cassiciacum, den Gedankengang und auch die Struktur der augustinischen Schrift, er erläutert
die herangezogenen Quellen und auch die bisherige Forschung dazu. Grundlegend ist dabei des Augusti-
nus' Auffassung, dass die "wahre Philosophie... (dazu) geeignet (sei), dem Gebildeten die heiligen Lehren
(mysteria) des katholischen Christentums... rational einsichtig zu machen" (5). Quintessenz des Gedanken-
gangs in der Schrift >De ordine< ist es, dass das Übel und Böse in der Welt Elemente der von Gott gegebe-
nen Weltordnung sind, dies der Mensch aufgrund seines in dieser Welt notwendiger Weise beschränkt blei-
benden Blicks aber nicht vollständig durchschauen kann; dies wird ihm erst möglich sein, wenn sein Geist
komplett in der "intelligiblen Welt angelangt ist", d.h. die hiesige Welt überwunden sein wird, in der "nur
die widersprüchlichen Einzelteile wahrgenommen werden" können (13).

Im sehr ausführlichen zweiten Kapitel geht der Autor den Text der augustinischen Schrift in der lateinischen
Originalsprache abschnittweise durch und macht vielfältige kommentierende Anmerkungen dazu. Hierdurch
gelingt es, nicht nur Namen zuzuordnen oder Begriffe in ihrem Kontext zu verstehen, sondern vor allem den
Gedankengang im Detail nachzuvollziehen und kennenzulernen. Der dritte und letzte Abschnitt dient sodann
dazu, die Ernte einzufahren und das Ergebnis zu präsentieren. Inhaltlich ist bedeutsam, "dass es in De ordine
primär um das kosmologische, nicht um das moralische Übel geht" und dass im Hinblick auf Ersteres "der
postulierte 'Blick auf das Ganze' die inhaltliche Klammer und der aktuelle Beitrag zum Problem der Theodi-
zee ist" (396). Im Ganzen ist der Band vorbildlich sowohl im Hinblick auf seine detaillierte Wissenschaftlich-
keit als auch in Bezug auf die Präsentation der erlangten Ergebnisse.

Herbert Frohnhofen, 1. Januar 2013