Malte Dominik Krüger: Göttliche Freiheit.
Die Trinitätslehre in Schellings Spätphilosophie.
Tübingen: Mohr Siebeck 2008. X, 342 S. gr. 8° = Religion
in Philosophy and Theology
(ed. by Ingolf U. Dalferth), Bd. 31. EUR 64,00. ISBN 978-3-16-149533-5.
Gegenwärtig wird fundamentaltheologisch und dogmatisch
im ökumenischen Zusammenhang stark die
Bedeutung der Trinitätslehre diskutiert. Die Trinitätslehre veranlasst
dazu, über die tragende Grundlage
des christlichen Glaubens im modernitätsspezifischen Horizont nachzudenken.
Dabei spielen die Ansätze
des Deutschen Idealismus eine große Rolle, da sie trinitätstheologisch
auf der Höhe des nachkantischen
und modernen Problembewusstseins anschlussfähig erscheinen. Insbesondere
das Denken G.W.F. Hegels
konnte und kann über verschiedene Vermittlungsinstanzen einflussreich
sein. Demgegenüber nimmt die
Philosophie F.W.J. Schellings eine vergleichsweise geringe Bedeutung
ein, obwohl sich etwa Martin Hei-
degger, Paul Tillich, Jürgen Habermas, Walter Kasper und Klaus Hemmerle
insbesondere mit Schellings
späterer Freiheitsphilosophie auseinandergesetzt haben.
Daran schließt die in der evangelischen Dogmatik bei Eberhard Jüngel
in Tübingen angefertigte Disserta-
tion von Malte Dominik Krüger an, welche die Trinitätslehre in
der Spätphilosophie Schellings untersucht.
Krüger legt Schellings dafür maßgebliche "Urfassung
der Philosophie der Offenbarung" zugrunde, die erst
im Jahr 1992 entdeckt und veröffentlicht wurde. Erstmals wird dieser
Quellentext des Deutschen Idealis-
mus vollständig interpretiert. Damit verbindet sich eine neue Sicht
auf Schellings Spätphilosophie: Sie
wird plausibel als „eine trinitarische Theorie des Absoluten, die ihre
Pointe in der freiheitstheoretischen
Durchführung hat“ (4), so dass theologische Tradition und philosophische
Reflexion übereinkommen. Der
jüdische Eigenname Gottes wird trinitätstheologisch gedeutet.
Religionstheologisch wird die Trinitätslehre
als konkreter Monotheismus verständlich. Dies bringt Schelling, so
Krüger, zu einer "patrozentrischen"
Trinitätslehre, wie sie insbesondere der orthodoxen Theologie
vertraut ist. Im Zentrum von Schellings
Spätphilosophie steht die Freiheit. In der Freiheit des Menschen wird
Gott offenbar. So ist Religion das
Bewusstsein der Freiheit des Menschen - und gerade darin zugleich das
Bewusstsein der Freiheit Gottes.
In dem Sinn ist Religion eine freiheitstheoretische Deutung des Menschen
im Horizont des Unendlichen.