Theologie-Systematisch
Gotteslehre
§12. Leid und Böses in der Welt/
Allmacht/Autorität/Geduld/Toleranz Gottes

Texte - Geduld


"Wie oft wünschten wir, daß Gott sich stärker zeigen würde. Daß er dreinschlagen wür-
de, das Böse ausrotten und die bessere Welt schaffen. Alle Ideologien der Gewalt recht- fertigen sich mit diesen Motiven: Es müsse auf solche Weise zerstört werden, was dem Fortschritt und der Befreiung der Menschheit entgegenstehe. Wir leiden unter der Ge- duld Gottes. Und doch brauchen wir sie alle...
Die Welt wird durch die Geduld Gottes er- löst und durch die Ungeduld der Menschen verwüstet.
"

(Papst Benedikt XVI., aus der Predigt zur Amtseinführung am 24. April 2005)


"JHWH, der Gott Jesu(s) Christi ist ein'viatorischer' Gott...: Er hat Zeit, die Wege der Menschen mitzugehen, auf denen sie nach der Fülle des Lebens und der Zeit suchen und nach der Freiheit, aus eigenem Wollen da zu sein. Er hat diese Zeit für die Menschen - und er schenkt sie ihnen.

Gott hat Geduld, die Geduld, die es braucht, Menschen für sich zu gewinnen. Er braucht Zeit, sich den Menschen so zu öffnen, dass sie sich Ihm öffnen sich zu Ihm be-kehren können. Gottes Geduld lässt also keineswegs quietistisch alles geschehen, alles mit sich machen. Sie ist leidenschaftlich am Anderen - an der Umkehr des Menschen - interes- sierte Geduld, die sich aber eben nicht zur zeitfeindlichen Ungeduld verführen lässt"

(J. Werbick, Gott verbindlich. Eine theologische Gotteslehre, Freiburg 2007, 289)