Theologie-Systematisch
Gotteslehre
§12.
Leid und Böses in der Welt/
Allmacht/Autorität/Geduld/Toleranz Gottes
Texte - Geduld
"Wie oft wünschten
wir, daß Gott sich stärker zeigen würde. Daß er dreinschlagen
wür-
de, das Böse ausrotten und die bessere Welt schaffen. Alle Ideologien
der Gewalt recht- fertigen sich mit diesen Motiven: Es müsse auf solche
Weise zerstört werden, was dem Fortschritt und der Befreiung der Menschheit
entgegenstehe. Wir leiden unter der Ge- duld Gottes. Und doch brauchen wir
sie alle... Die Welt wird
durch die Geduld Gottes er- löst und durch die Ungeduld der Menschen
verwüstet."
"JHWH, der Gott Jesu(s)
Christi ist ein'viatorischer' Gott...: Er hat Zeit, die Wege der Menschen
mitzugehen, auf denen sie nach der Fülle des Lebens und der Zeit suchen
und nach der Freiheit, aus eigenem Wollen da zu sein. Er hat diese Zeit für
die Menschen - und er schenkt sie ihnen.
Gott hat Geduld, die Geduld, die es braucht,
Menschen für sich zu gewinnen. Er braucht Zeit, sich den Menschen so
zu öffnen, dass sie sich Ihm öffnen sich zu Ihm be-kehren können.
Gottes Geduld lässt also keineswegs quietistisch alles geschehen, alles
mit sich machen. Sie ist leidenschaftlich am Anderen - an der Umkehr des
Menschen - interes- sierte Geduld, die sich aber eben nicht zur zeitfeindlichen
Ungeduld verführen lässt"
(J. Werbick, Gott verbindlich.
Eine theologische Gotteslehre, Freiburg 2007, 289)