M. BOCIAN (Hg.), Lexikon der biblischen Personen (Kröners Taschausgabe 460) 2. erw. Aufl. Stuttgart 2004;
Dieses im Kröner-typischen Format vorliegende Taschenlexikon behandelt die rund 200 wichtigsten Personen,
die in den biblischen Schriften des Alten und Neuen Testamentes vorkommen und "mit ihren Schicksalen, Kon-
flikten und Charakterzügen seit Jahrtausenden immer wieder das Interesse der Menschen beansprucht haben"

(Klappentext des Schutzumschlags). Die einzelnen Artikel bieten zunächst den biblischen Stoff zur jeweiligen
Person selbst, sodann - in klarer Absetzung davon - die Geschichte und Deutung dieser Person in der - getrennt
voneinander dargestellten - jüdischen, christlichen und ggf. auch islamischen Tradition. Bei den meisten Perso-
nen schließt sich sodann noch eine Darstellung ihres "Nachlebens" in - wiederum übersichtlich getrennt darge-
stellt - Dichtung, Musik und Kunst an. Schauen wir das zentrale Beispiel an:

Besonders ausführlich wird natürlich Jesus Christus dargestellt. Auf allein fünf Seiten wird der biblische Hin-
tergrund erläutert; dabei wird sehr deutlich darauf verwiesen, dass die historisch gesicherten Fakten dürftig und
auch die synoptischen Evangelien Glaubenszeugnisse sind, "die nicht als Jesusbiographien mißverstanden wer-
den dürfen"
(218). Die Verkündigung des Anbruches der Gottesherrschaft "wahrscheinlich in Zusammenhang
mit der Erwartung des nahe bevorstehenden Weltendes"
(219) wird hervorgehoben. Kennzeichnend für die Leh-
re Jesu sei, "daß er gegen die Auslegung der gesetzlich-kultischen Bestimmungen deren ursprünglichen Sinn
setzt"
(219). - Die Darstellung einer christlichen Tradition zur Person Jesu wird wohlweislich ausgelassen; dies
würde im aufliegenden Zusammenhang selbstverständlich viel zu weit führen. Die jüdische Tradition im Um-
gang mit Jesus wird im wesentlichen auf einige antike Reaktionen beschränkt; die Darstellung der islamischen
Tradition ist etwas umfangreicher und betont vor allem den Verweisungscharakter Jesu auf Mohammed sowie
die Leugnung des Todes Jesu am Kreuz. Die Hinweise auf das Nachleben Jesu in der Dichtung sind ausgespro-
chen vielfältig und verweisen sowohl auf die vielfältigen Darstellungen des Lebens Jesu z.B. im Roman, die
Weihnachts-, Passions- und Osterspiele, die zahlreichen Christuslieder sowie indirekter Schilderungen der Je-
susgestalt in der Literatur. Ähnliches gilt für Musik und bildende Kunst.

Natürlich wird keine der übrigen biblischen Gestalten so ausführlich besprochen wie Jesus selbst. Und doch:
auch zu den anderen Personen finden sich prägnante und aussagefähige Beschreibungen. Insbesondere die her-
vorragende Gliederung der einzelnen Artikel fällt auf. Im Ganzen also ein sehr informatives Buch, aus dem
sehr schnell die jeweils benötigten Hinweise zu beziehen sind.

Herbert Frohnhofen, 21. Juli 2007