M. Kunzler/L. Gerosa (Hgg.), Theologie betreiben - Glaube ins Gespräch bringen.
Die Fächer der katholischen Theologie stellen sich vor, Paderborn 2001;

Dies sind zehn dünne Bände im Taschenbuchformat, die recht ansprechend aufgemacht sind und dem "Ziel die-
nen (sollen), Neugier und Lust (zu) wecken, dieses faszinierende Fach (Theologie) zu studieren. Die Leserinnen
und Leser", so informiert die hintere Einbandseite auf allen zehn Bänden gleichlautend, "erfahren, welche Inhal-
te, Quellen und Methodik Gegenstand der jeweiligen Disziplin sind. Am Ende eines jeden Kapitels werden die
Ausführungen als Fazit merksatzähnlich zusammengefaßt." Für alle zehn in den Bändern jeweils einzeln vorge-
stellten Fachgebiete wurde von den Herausgebern eine namhafte Wissenschaftlerpersönlichkeit als Autor bzw.
Autorin gewonnen. Auffällig ist auf den ersten Blick, dass Pastoraltheologie, Homiletik und Religionspädagogik
in einem Band zusammengefasst (von ANDREAS WOLLBOLD) vorgestellt werden.

BERTHOLD WALD informiert z.B. über die Philosophie im Studium der Theologie. Nach einer kurzen Vor-
bemerkung über die Notwendigkeit der Einnahme eines (als solchen noch einmal reflektierten) Standpunktes
auch und gerade in der Philosophie erläutert W. geschichtlichen Hintergrund und Bedeutung des mit dem christ-
lichen Glauben verbundenen Wahrheitsanspruchs und dessen Infragestellung in Geschichte und Gegenwart. Be-
tont wird die in der Philosophie und Theologie auf das Ganze (von Mensch und Welt) gerichtete Erkenntnisin-
teresse. Danach folgt ein kurzer Abriss über Begriff und Absicht von Philosophie im Allgemeinen wie christli-
cher Philosophie im Besonderen. Als "christliche Philosophie" wird hierbei jene Philosophie bezeichnet, in der
"der Versuch gemacht worden ist, die Antworten des christlichen Glaubens in das eigene Bedenken des Wirklich-
keitsganzen mit einzubeziehen" (51f). Auffällig ist bei dieser Begriffsbestimmung, dass sie ausschließlich retro-
spektiv formuliert ist. In einem weiteren Kapitel werden sodann die Antworten historisch bedeutsamer Philoso-
phen auf die Gottesfrage referiert, bevor abschließend einige Hinweise auf das Verhältnis von Philosophie und
Theologie in Vergangenheit, Gegenwart und möglicher Zukunft gegeben werden.

Als zweites Bespiel sei hier auf das Bändchen "Fundamentaltheologie/Ökumenische Theologie" hingewie-
sen, das von RUDOLF VODERHOLZER verfasst wurde. Nach einer einführenden Klärung dessen, was unter
dem Begriff "Fundamentaltheologie" zu verstehen ist (verwendet wird das Bild vom "Außen- und Verteidi-
gungsministerium" der Theologie), steht im Folgenden vor allem die Offenbarung und deren Verständnis im
Vordergrund. Zunächst wird dabei auf den fundamentalen Wechsel von einem "informationstheoretischen" hin
zu einem "dem biblischen Zeugnis angemesseneren kommunikationstheoretischen Offenbarungsverständnis" im
20. Jahrhundert verwiesen, bevor die neuzeitliche Religionskritik als Offenbarungskritik erläutert wird. Der
Mensch selbst, so die weiteren Ausführungen, dessen "Strebedynamik... über alle innerweltlich mögliche Er-
füllung hinausfragt" (42), wird als Adressat der Offenbarung heute besonders in den Blick genommen und vor
diesem Hintergrund der Gott-Mensch Jesus Christus als die Fülle aller Offenbarung. Der Glaube mit seinen ver-
schiedenen Aspekten wird plausibel erläutert als "die vom Heiligen Geist getragene Selbstübereignung des Men-
schen an den sich ihm offenbarenden Gott" (63) sowie die Kirche als "Gemeinschaft des Glaubens an die Selbst-
mitteilung" Gottes und als "Gegenwartsgestalt der Offenbarung" (79). In Bezug auf die Frage nach einer Offen-
barung auch in anderen Religionen wird sehr vorsichtig auf die Notwendigkeit eines gleichberechtigten Dialogs
verwiesen, vor einer Relativierung Jesu Christi als einzigem Heilsmittler gewarnt und jeglicher "Absolutheitsan-
spruch" für die Kirche negiert (89). Mit einem (Aus-)Blick auf Geschichte und Gegenwart der Fundamentalthe-
ologie endet das auf vorbildliche Weise schlüssig aufgebaute und in seiner Darstellung sehr gut nachzuvollzie-
hende Büchlein.

MICHAEL SCHULZ hat das Bändchen zur Dogmatik/Dogmengeschichte verfasst. Im ersten Abschnitt beschäf-
tigt er sich mit der oft pejorativ besetzten Verwendung des Wortes "Dogmatik/dogmatisch". Wichtig ist, dass die
Dogmatik im theologischen Kontext die Aufgabe hat, die "Gesamtheit des (kirchlichen) Glaubens" darzustellen,
und zwar "den Glauben als einen Akt gott-menschlicher Entscheidung (fides qua creditur), die auf einen bestimm-
ten Inhalt bezogen ist (fides quae creditur)" (18). Als Wissenschaft legt sie die Vernünftigkeit der Glaubensent-
scheidung und seines Inhalts dar. Das zweite Kapitel erläutert Grundlagen, Methoden und Differenzierungen in
der Dogmatik. Ihren Ausgangspunkt nimmt sie von dem 1 Petr 3,15 formulierten Auftrag, über den Glauben Re-
chenschaft abzulegen, Erst ab dem 17. Jahrhundert wird sie freilich als eigene theologische Disziplin betrachtet.
Der ausführlichste dritte Abschnitt gibt einen Überblick über die verschiedenen dogmatischen Traktate. Hierbei
wird die theologische Erkenntnislehre an den Beginn gestellt; es folgt die Gotteslehre und - auf traditionelle Wei-
se - danach erst die Trinitätslehre. Schöpfungstheologie und theologische Anthropologie werden zusammenge-
fasst; daran anschließend Erbsünden- und Gnadenlehre. Wiederum auf traditionelle Weise werden Christologie
und Soteriologie auseinandergehalten und die Pneumatologie übergangen. Ekklesiologie und Mariologie werden
sinnvollerweise zusammengefasst; es folgen logischer Weise die Sakramentenlehre und die Eschatologie.

Aufgrund der hier vorgenommenen Stichprobe bleibt als Ergebnis festzuhalten, dass die kleinen, schnell und ein-
fach zu lesenden Bände einen guten Einblick in das jeweilige theologische Fach, seine Hintergründe und Differen-
zierungen vermittelt. Insbesondere Studienanfängern und Studienanfängerinnen im Fach Theologie sind die Bän-
de sehr zu empfehlen.

Herbert Frohnhofen, 21. April 2007