G. ALBERIGO/K. WITTSTADT, Geschichte des Zweiten Vatikanischen Konzils (1959-1965)
5 Bde.,
Bd. 1: Die Katholische Kirche auf dem Weg in ein neues Zeitalter, Mainz-Leuven 1997;
Gerade in den aufgewühlten Zeiten eines Papstwechsels, wie den derzeitigen, ist es spannend nachzulesen,
wie Papst Johannes XXIII. unmittelbar nach seinem Amtsantritt im Jahr 1959 auf das Zweite Vatikanische
Konzil zusteuerte und wie reserviert die Reaktionen an vielen Stellen zunächst waren. Selbst "zwei Monate
nach der Ankündigung", so heißt es, "kam die Debatte über das zukünftige Konzil nur mühsam in Gang"
(38). Dabei wollte der Papst "ein Konzil des historischen Übergangs, folglich ein Konzil, das der Kirche
den Weg weist aus der nachtridentinischen Epoche und in gewissem Maße aus der jahrhundertelangen
konstantinischen Zeit in eine neue Phase des Zeugnisses und der Verkündigung" (46). "Mit der Bezeich-
nung des zukünftigen Konzils als 'Zweites Vatikanisches' bekräftigte (der Papst)...  unmißverständlich, daß
dies ein 'neuartiges' Konzil werden sollte, sogar ein 'neues Pfingsten' - auch wenn man nicht völlig die Kon-
tinuität zum Konzil Pius' IX. ablehnte" (55). Etienne FOUILLOUX macht in ihrem Beitrag darauf aufmerk-
sam, in welch explosive weltpolitische Zeit (Kuba-Krise) die vor-vorbereitende Phase des Konzils fällt (62f).
Im übrigen war unklar, ob nach der Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit 1870 die Zeit der Konzilien in
der Kirche nicht überhaupt vorbei gewesen sei (74) und mit welcher Motivation ein neues Konzil überhaupt
veranstaltet werden solle.

Joseph A. KOMONCHAK stellt in seinem Beitrag dar, wie sehr Papst Johannes XXIII. einerseits die eige-
ne Zeit aufgrund der zahlreichen Umbrüche als den Beginn einer neuen Ära deutete, wie sehr er sich ande-
rerseits kritisch mit der verbreiteten apokalyptischen Katastrophenstimmung aauseinandersetzte und selbst
mit Vertrauen in die Zukunft blickte: "Wiederholt warnt er vor einer Überbewertung des Bösen, so als ob Christus und sein Geist die Welt verlassen hätten" (190). Das Konzil sollte in dieser Situation eine neue Ära
in der Kirche einläuten; die erneuerte Kirche aber der "Aufgabe dienen, erlösende Bedeutung in der moder-
nen Welt zu haben" (193). Vor diesem Hintergrund sollte das Konzil "hauptsächlich 'pastoraler' Natur sein"
(202), wobei eine genauere Klärung dieses Begriffs nicht vorgenommen wurde. Gleichwohl sollten auch
Fragen der systematischen Lehre geklärt werden, Fragen, die insbesondere 1) die Interpretation der Schrift,
2) die Ekklesiologie, 3) die Mariologie, 4) soziale Fragen sowie 5) eine Reihe von Irrlehren betreffen sollten
(258).

J. Oscar BEOZZO beschreibt in seinem Beitrag das "äußere Klima" während der Vorbereitungen des Kon-
zils. Gemeint ist hiermit sowohl die allmähliche Entwicklung der Öffentlichkeitsarbeit wie der theologischen
Diskussionen während des Konzils als auch die Einschätzungen von Muslimen und Juden zu den Vorberei-
tungen des Konzils. Klaus WITTSTADT schließlich beschreibt den Umgang mit den ersten Schemata des
Konzils, die Ernennung und Bedeutung der Periti sowie die technischen Vorbereitungen und die Ankunft
der Konzilsväter in Rom. Im ganzen also eine sehr detaillierte Vorgeschichte des II. Vatikanischen Konzils.

Herbert Frohnhofen, 11. Juli 2005