M. FIEDROWICZ, Christen und Heiden. Quellentexte zu
ihrer Auseinanderset-
zung in der Antike, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2004;
Der Autor dieses mit 709 Seiten ausgeprochen umfangreichen
Buches ist seit 2001 Professor für Kirchengeschichte des
Altertums, Patrologie und Christliche Archäologie an der Theologischen
Fakultät Trier. Er hat zur selben Thematik im
Jahr 2000 eine vielbeachtete Monographie veröffentlicht, die inzwischen
in zweiter Auflage erschienen ist (Apologie im
frühen Christentum. Die Kontroverse um den christlichen Wahrheitsanspruch
in den ersten Jahrhunderten, Paderborn).
Die vorliegende Sammlung antiker Quellentexte bezieht sich auf diese Monographie,
liefert gewissermaßen in ausführ-
licher Form jenes Quellematerial nach, das in der Monographie ausführlich
vorgestellt und diskutiert wurde. Hilfreich
ist dabei, dass nunmehr nahezu die gleiche Gliederung gewählt wurde,
so dass der Leser beide Arbeiten gut aufeinander
beziehen kann, diese sich sozusagen wunderbar gegenseitig ergänzen.
Die vorliegende Quellensammlung mit Texten aus
dem zweiten bis fünften Jahrhundert, von denen zahlreiche erstmals ins
Deutsche übersetzt wurden, ist ausgesprochen an-
spruchsvoll gefertigt und "dokumentiert erstmals umfassend die
in- tellektuell-argumentative Kontroverse zwischen Heiden
und Christen während der ersten Jahrhunderte" (11). Seit dem zweiten
Jahrhundert nämlich suchten "einzelne Christen
das Gespräch mit Vertretern der antiken Bildungsschicht, um Einwänden
gegen den Glauben zu begegnen und christli-
che Auffassungen zu plausibilisieren" (ebd.).
Ein ERSTER TEIL gesammelter Texte ist historisch geordnet. Hier wird bereits
an das Neue Testament angeschlossen;
Die Ansprache des Paulus zu den gebildeten Griechen auf dem Areopag in Athen
(Apg 17,16-34) markiert zu Recht den
Beginn der intellektuellen Auseinandersetzung der frühen Christen mit
den sogenannten Heiden in ihrer nichtchristlichen
Umwelt. Über die Apologien des 2. Jahrhunderts geht es sodann zu den
Schriften der Stoiker bis zur ersten systemati-
schen und durchaus (im tiefsten Wortsinn) radikalen Kritik des Christentums
durch Celsus. Danach steht die Auseinan-
dersetzung mit dem Neuplatonismus und Synkretismus auf dem Programm, an welcher
auch Augustinus an führender
Stelle beteiligt ist. Schließlich spielt die pagane Restauration unter
Kaiser Julian Apostata (361-363) eine wichtige Rol-
le, die Auseinandersetzung mit der römischen Senatsaristokratie mit
und im Umfeld des Ambrosius sowie - gewisser-
maßen als Höhepunkt - die geschichtstheologische Apologetik des
Augustinus nach dem Fall Roms im Jahre 410.
Der ZWEITE TEIL ist systematisch gegliedert. Hier werden einzelne Formen,
aber vor allem Inhalte der christlich-
paganen Auseinandersetzung in den Mittelpunkt gestellt sowie dazu jeweils
passende antike Textstellen dokumen-
tiert. Besonders dieser Teil ist eine wahre Fundgrube für die systematisch-theologisch
interessierten Leser und Le-
serinnen. Vor allem in diesem Teil zeigt sich nämlich, wie aktuell die
intellektuellen Kämpfe der Antike auch aus
heutiger Sicht noch (oder wieder) sind. Die Deutung des christlichen Glaubens
als vernunftgemäßen Glaubens steht
hier nämlich im Mittelpunkt, darüberhinaus der universale Wahrheitsanspruch
des christlichen Glaubens. Daneben
spielt die Deutung der Geschichte und die Lebenspraxis der Christen als apologetisches
Argument eine herausgeho-
bene Rolle; zu allem finden sich auch für heute in höchstem Maße
interessante Texte, die es sich vielfach nicht nur
genau zu durchdenken sondern auch zu meditieren lohnt.
Im Ganzen wurde hier ein Buch geschaffen, das über viele Jahre, wenn
nicht Jahrzehnte eine Standardwerk als
Fundgrube für antike und für den christlichen Glauben doch bleibend
aktuelle Texte sein wird. Dem Autor und
Verlag ist für dieses Buch in hohem Maße Dank zu sagen.
Herbert Frohnhofen, 21. Juni 2006