M. ZEHETBAUER, Die Bedeutung des Zwölferkreises in der Botschaft Jesu.
Eine Skizze des Zusammenhangs von Bund, Gottesbild und Ethik im Alten
Testament, Frühjudentum und Neuen Testament, in: MThZ 49 (1998) 373-397; 
Vor dem Hintergrund, daß "die Entstehung und die Bedeutung des >Zwölferkreises<...ein immer noch unge-
klärtes exegetisches Problem dar(stellt)", sucht Z. "die Frage als Teil der alttestamentlichen und frühjüdi-
schen Bundestheologie zu erfassen". Dies bedeutet, "zuerst die Parameter der Entwicklung der Bundespro-
blematik aufzuzeigen,von da aus die verschiedenen Belege für das Zwölfer-Symbol zu deuten und dann nach
dem Sinn des Symbols bei Jesus zu fragen"(373).

Nach umfangreichen Erörterungen kommt der Autor zum Ergebnis, daß der Blick auf die frühjüdische Ent-
wicklung in der Bundesfrage Jesus als einen "entschiedenen (den entschiedensten ?) Verfechter der panisrae-
litischen Heilsperspektive aus(weist), für die es zu seiner Zeit nur wenige Beispiele gibt"
(389). Man dürfe
"vermuten, daß bei Jesus
die Berufung der Zwölf am Beginn seines öffentlichen Wirkens stand", jedenfalls
sei "sie als symbolische Ouvertüre seiner ganzen Verkündigung zu werten" (390). Das bedeute konkret, das
Reich Gottes sei nichts anderes als das gesammelte Israel
, dem sich erst endzeitlich auch die Heiden an-
schließen können. Die Ausrichtung der Botschaft Jesu auf ganz Israel müsse deshalb in ihren theologischen
und ethischen Konsequenzen noch ernster genommen werden.

Die Schwierigkeit der Exegese bei der Deutung des Zwölferkreises sei deshalb verständlich, weil das Zeichen
der Zwölf schon zu Lebzeiten Jesu nicht eindeutig gewesen sei. Die historische Bedeutung des Zwölferkrei-
ses als panisraelitisches Zeichen erkläre sich definitiv nämlich erst im Zusammenhang mit der theologisch-es-
chatologisch motivierten Barmherzigkeitsethik Jesu (393).

Herbert Frohnhofen