"1. Die Jerusalemer Urgemeinde versteht sich als das
eine Gottesvolk im umfassenden Sinne -
sie ist damit Zielpunkt des Erwählungshandelns Got-/tes und erhebt mit
dem Zwölferkreis den
Anspruch, allein das Gottesvolk zu repräsentieren.../...
2. Die Jerusalemer Urgemeinde versteht sich als Kern des Gottesvolkes, das
sich im Namen des Auferstandenen und im Bekenntnis zu ihm sammelt. Die Christen
sind daher 'diejenigen, die
den Namen des Herrn anrufen' (1 Kor 1,2; vgl. Apg 9,21)...
3. Der Anspruch, Kern des eschatologischen Gottesvolkes zu sein, hat unmittelbar
zur Folge,
daß sich die Gemeinde beauftragt wußte, die/ekklesia tou theou
im Namen Christi zu versam-
meln. Die Gemeinde verstand sich nicht als kleine, abgekapselte Gruppe, als
'heiliger Rest' in
statischem Sinne, sondern als Zentrum einer auf ganz Israel bezogenen Sammlungsbewegung,
die sich angesichts des nahen Endgeschehens vollzog...
4. Schließlich impliziert die Konzeption des Zwölferkreises, daß
sich die Urgemeinde als die Ge-
meinde der Wartenden verstand. Die Differenz zwischen der Zwölfzahl
und der realen Situation
des Zwei(einhalb)stämmevolkes ist ja unübersehbar. Dieses Konzept
schließt einerseits die Auf-
gabe der Sammlung des empirischen Israels ein - und hält andererseits
die Differenz zwischen
der gegenwärtig sich vollziehenden Sammlung und der endzeitlichen Vollendung
fest. Der nicht
zufällig aramäisch überlieferte Gebetsruf 'Maranatha' (1 Kor
16,22; Did 10,6; vgl. Apk 22,20)
'Unser Herr, komm!' zeigt, wie hier das Endgeschehen als - durch Christus
ermöglichtes Ret-
tungsgeschehen den Horizont für die sich im Namen des Herren versammelnde
ekklesia tou
theou bildete"