(1) Die Absage an das Einheitspostulat bzw. den pluralistischen
Grundzug: "Postmodernismus ist nicht nur die
Akzeptanz und Toleranz von Pluralität,
sondern eine grundlegende Option für den Pluralismus. Er behauptet eine
plurale Rationalität:die Vernunft
ist ihm selbst plural geworden: Wahrheit, Menschlichkeit, Gerechtigkeit
gibt es
nur im Plural" (654).
(2) Wider den Totalitätsanspruch wissenschaftlicher
Vernunft - der ästhetische und mystische Grundzug der
Postmoderne: "Als problematisch
erweist sich... hier... die Abschottung ästhetischer Wahrheit gegenüber
den An-
sprüchen allgemeiner Kommunizierbarkeit"
(657).
(3) Die Verabschiedung der Hoffnung auf eine geschichtliche
Vollendung - der nihilistische Grundzug der
Postmoderne: "Unsere
Zeit ist gekennzeichnet durch einen Ausfall der Eschatologie. Der Glaube
an eine Vollen-
dung der geschichte, an Gericht und
Versöhnung ist heute weitgehend aus dem Bewußtsein geraten...
Der Sinn
des Lebens wird (deshalb in dem Versuch
gesehen, das Beste aus dem Leben herauszuholen, und es ist erstaunlich,
welche Anstrengungen viele Menschen
auf sich nehmen, um dem hohen Niveau ihrer Lebenswünsche und Glücksan-
sprüche zu entsprechen" (661)
W. KASPER spricht sich dafür aus, in der Auseinandersetzung mit diese
Positionen, vor allem
- das philosophische Denken
- die Trinitätslehre
- und das Verständnis Jesu Christi als >Fülle der Zeit<
neu stark zu machen.
Insbesondere letzteres diene dazu, die gesamte Geschichte "nicht nur
als Siegergeschichte, sondern auch und vor allem als Leidensgeschichte zu
verstehen. Die christliche Memoria passionis hält das Gedächtnis
fremden Leids fest und nimmt damit
die Erfahrung des Scheiterns ernst. Zugleich hält sie an der
Hoffnung auf die endgültige Vollendung unerschütterlich fest"
(663).
Herbert Frohnhofen, 21. November 2003