Der Tübinger praktische Theologe Norbert Greinacher benennt die
Jahre 1958 bis 1972 als eine Phase des tiefgreifenden Wertewandels
in unserer Gesellschaft. Geprägt wurde diese Zeit durch: (1) die
umfassende Verbreitung des Fernsehens,
(2) die Massenverbreitung des Automobils, sowie (3) das >deutsche Wirtschaftswunder<.
Alle drei Tendenzen verursachten
eine Grundhaltung des Konsumismus sowie ein Nachlassen der Transzendenzeinstellung
und der Bedeutung der Kirchen.
Heute leben wir in einer Epoche der Individualität, in der auch die
konfessionellen Milieus zerbrechen.
Vor diesem Hintergrund plädiert Greinacher für eine umfassende
Modernisierung der Kirche (Demokratisierung, Frau
in der Kirche, Aufhebung des Pflichtzölibats usw.), wobei freilich nicht
klar wird, was letzteres mit ersterem zu tun haben
soll. Wieso nämlich sollte eine (im Sinne Greinachers) modernisierte
Kirche Menschen, die angeblich oder tatsächlich der Grundhaltung des
Konsumismus verfallen sind, eher eine Hilfestellung zum Leben geben können
als eine nicht modernisierte?