N. GREINACHER, Ist die Kirche noch zu retten? Die Bedeutung von Religion
und der Sitz im Leben der institutionalisierten Kirche in der säkularisierten
Gesellschaft von heute, in: ThQ 178 (1998) 13-28;

Der Tübinger praktische Theologe Norbert Greinacher benennt die Jahre 1958 bis 1972 als eine Phase des tiefgreifenden Wertewandels in unserer Gesellschaft. Geprägt wurde diese Zeit durch: (1) die umfassende Verbreitung des Fernsehens,
(2) die Massenverbreitung des Automobils, sowie (3) das >deutsche Wirtschaftswunder<. Alle drei Tendenzen verursachten
eine Grundhaltung des Konsumismus sowie ein Nachlassen der Transzendenzeinstellung und der Bedeutung der Kirchen.
Heute leben wir in einer Epoche der Individualität, in der auch die konfessionellen Milieus zerbrechen.

Vor diesem Hintergrund plädiert Greinacher für eine umfassende Modernisierung der Kirche (Demokratisierung, Frau
in der Kirche, Aufhebung des Pflichtzölibats usw.), wobei freilich nicht klar wird, was letzteres mit ersterem zu tun haben
soll. Wieso nämlich sollte eine (im Sinne Greinachers) modernisierte Kirche Menschen, die angeblich oder tatsächlich der Grundhaltung des Konsumismus verfallen sind, eher eine Hilfestellung zum Leben geben können als eine nicht modernisierte?

Herbert Frohnhofen, 21. November 2003