Theologie-Systematisch
Ekklesiologie
"Die Kirche...
ist... wie ein Fenster, der Ort, an dem Gott sich naht, unserer Welt
entgegenkommt. Die Kirche existiert nicht für sich selbst, sie ist nicht
das end-
gültige Ziel, sondern muß über sich hinausweisen, nach oben,
über uns hinaus.
Die Kirche ist wirklich sie selbst in dem Maß, in dem sie den Anderen
– den 'An-
deren' schlechthin – durchscheinen läßt, von dem her sie kommt
und zu dem sie
führt. Die Kirche ist der Ort, wo Gott bei uns 'ankommt' und wo wir
zu ihm hin
'aufbrechen'; sie hat die Aufgabe, außer sich selber auch jene Welt
zu öffnen,
die dazu neigt, sich in sich selbst zu verschließen, und ihr das Licht
zu bringen,
das von oben kommt, ohne das sie unbewohnbar würde."
der historische
Charakter der Auferstehung und Himmelfahrt Christi hilft uns,
das transzendente und eschatologische
Sein der Kirche zu erkennen und zu be-
greifen; sie ist nicht entstanden und
sie lebt nicht, um ein Ersatz für die Abwe-
senheit ihres 'entschwundenen' Herrn zu
sein, sondern sie findet vielmehr den
Grund ihres Seins
und ihrer Sendung in der unsichtbaren Gegenwart
Jesu, der
mit der Macht seines Geistes wirkt. Mit
anderen Worten könnten wir sagen, daß
die Kirche nicht die Aufgabe erfüllt,
die Wiederkehr eines 'abwesenden' Jesus vorzubereiten; sie lebt und wirkt
dagegen vielmehr, um seine 'glorreiche Gegen-
wart' auf eine geschichtliche und existentielle
Weise zu verkünden. Seit dem Tag
der Himmelfahrt schreitet jede christliche
Gemeinde auf ihrem irdischen Weg
hin zur Erfüllung der messianischen
Verheißungen, genährt vom Wort Gottes
und gespeist vom Leib und Blut ihres Herrn."
(P. Benedikt XVI., Predigt bei
der Eucharistiefeier am 24. Mai 2009,
in: L'Osservatore Romano 22/2009, 7)
"Wenn wir in die
Gemeinschaft mit dem Wort Gottes eintreten, treten wir in die
Gemeinschaft der Kirche ein, die das Wort Gottes lebt. Wir treten nicht
ein in
eine kleine Gruppe, sondern wir verlassen unsere Begrenztheit. Wir treten
hin-
aus ins Weite, in die wahre Weite der einzigen Wahrheit, der großen
Wahrheit
Gottes. Wir sind wirlich im Universalen... Deshalb sind auch die Evangelisie-
rung, die Verkündigung des Evangeliums, die Mission nicht eine Art
kirchli-
cher Kolonialismus, mit dem wir andere in unsere Gruppe einfügen
wollen. Es
bedeutet, aus der Begrenztheit der verschiedenen Kulturen hinauszutreten
in
die Universalität, die alle verbindet und vereint, die uns alle zu
Brüdern macht."
(P. Benedikt XVI., Meditation
bei der ersten Arbeitssitzung der Bischofssynode "Das Wort
Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche", in: L'Osservatore
Romano 42/2008, 14)
Die
Kirche offenbart sich "trotz aller menschlichen Schwächen, die
ihrer
Erscheinungsform in der Geschichte
anhaften, als eine wunderbare Schöp-
fung der Liebe, die
geschaffen wurde, um Christus bis ans Ende der Zeiten
jedem Mann und jeder Frau,
der oder die ihm begegnen will, nahezubrin-
gen. Und in der Kirche bleibt der Herr
immer unser Zeitgenosse"
(P. Benedikt XVI., Generalaudienz am 29. März
2006, in: L'Osserv. Rom. 14/2006, 2)
"Das Wort Gottes (Jes 56,6f) gibt uns... die Gelegenheit zum Nachdenken über
die Universalität der
Sendung
der Kirche, die aus Völkern jeder Rasse und Kultur gebildet ist. Gerade
daraus erwächst die
große
Verantwortung der kirchlichen Gemeinschaft, die dazu berufen ist, allen
ein gastfreundliches
Haus
zu sein, Zeichen und Werkzeug der Gemeinschaft für die ganze Menschheitsfamilie.
Wie
wichtig ist es vor allem in unserer Zeit, daß jede christliche Gemeinschaft
immer mehr dieses Be-
wußtsein
vertieft, um auch der Zivilgesellschaft zu helfen, jede Versuchung des Rassismus,
der Into-
leranz
und der Ausgrenzung zu überwinden und sich auf der Basis von Entscheidungen
zu organi-
sieren,
die die Würde eines jeden Menschen achten! Eine der großen Errungenschaften
der Mensch-
heit
ist in der Tat gerade die Überwindung des Rassismus. Leider aber sind
in verschiedenen Ländern
neue
besorgniserregende Ausdrucksformen von Rassismus festzustellen, die oft
mit sozialen und wirt- schaftlichen Problemen verbunden sind, die dennoch
nie die Verachtung und Diskriminierung auf-
grund
der Rasse rechtfertigen können. Bitten wir darum, daß überall
die Achtung für jeden Menschen wachse, zusammen mit dem verantwortungsvollen
Bewußtsein, daß es nur durch die gegenseitige An-
nahme
aller möglich ist, eine Welt zu errichten, die sich durch echte Gerechtigkeit
und wahren Frie-
den
auszeichnet."
(P. Benedikt XVI., Ansprache beim Angelusgebet am 17. August
2008, in: L'Osserv. Rom. 34/2008, 1)
Das "Kultursubjekt Kirche,
Volk Gottes, fällt auch in Zeiten scheinbar völliger Verchristlichung
einzelner Völker, wie man sie in Europa gegeben glaubte, mit
keinem dieser historischen Einzelsubjekte zusammen, sondern behält
seine ei-
gene übergreifende Gestalt und ist gerade dadurch bedeutsam."
(J. Ratzinger, Glaube - Wahrheit
- Toleranz, Freiburg/Bg. 2. Aufl. 2003, 56)