Theologie-Systematisch
Ekklesiologie
0. Einführendes
Texte-Allgemein

"Die Kirche... ist... wie ein Fenster, der Ort, an dem Gott sich naht, unserer Welt
entgegenkommt. Die Kirche existiert nicht für sich selbst, sie ist nicht das end-
gültige Ziel, sondern muß über sich hinausweisen, nach oben, über uns hinaus.
Die Kirche ist wirklich sie selbst in dem Maß, in dem sie den Anderen – den 'An-
deren' schlechthin – durchscheinen läßt, von dem her sie kommt und zu dem sie
führt. Die Kirche ist der Ort, wo Gott bei uns 'ankommt' und wo wir zu ihm hin
'aufbrechen'; sie hat die Aufgabe, außer sich selber auch jene Welt zu öffnen,
die dazu neigt, sich in sich selbst zu verschließen, und ihr das Licht zu bringen,
das von oben kommt, ohne das sie unbewohnbar würde."


(P. Benedikt XVI., Predigt bei der Eucharistiefeier mit den neuen Kar-
dinälen am 19. Februar 2012
, in: L'Osservatore Romano 8/2012, 8
)

der historische Charakter der Auferstehung und Himmelfahrt Christi hilft uns,
das transzendente und eschatologische Sein der Kirche zu erkennen und zu be-
greifen; sie ist nicht entstanden und sie lebt nicht, um ein Ersatz für die Abwe-
senheit ihres 'entschwundenen' Herrn zu sein, sondern sie findet vielmehr den
Grund ihres Seins und ihrer Sendung in der unsichtbaren Gegenwart Jesu, der
mit der Macht seines Geistes wirkt. Mit anderen Worten könnten wir sagen, daß
die Kirche nicht die Aufgabe erfüllt, die Wiederkehr eines 'abwesenden' Jesus vorzubereiten; sie lebt und wirkt dagegen vielmehr, um seine 'glorreiche Gegen-
wart' auf eine geschichtliche und existentielle Weise zu verkünden. Seit dem Tag
der Himmelfahrt schreitet jede christliche Gemeinde auf ihrem irdischen Weg
hin zur Erfüllung der messianischen Verheißungen, genährt vom Wort Gottes
und gespeist vom Leib und Blut ihres Herrn."

(P. Benedikt XVI., Predigt bei der Eucharistiefeier am 24. Mai 2009,
in: L'Osservatore Romano 22/2009, 7
)

"Wenn wir in die Gemeinschaft mit dem Wort Gottes eintreten, treten wir in die
Gemeinschaft der Kirche ein, die das Wort Gottes lebt. Wir treten nicht ein in
eine kleine Gruppe, sondern wir verlassen unsere Begrenztheit. Wir treten hin-
aus ins Weite, in die wahre Weite der einzigen Wahrheit, der großen Wahrheit
Gottes. Wir sind wirlich im Universalen... Deshalb sind auch die Evangelisie-
rung, die Verkündigung des Evangeliums, die Mission nicht eine Art kirchli-
cher Kolonialismus, mit dem wir andere in unsere Gruppe einfügen wollen. Es
bedeutet, aus der Begrenztheit der verschiedenen Kulturen hinauszutreten in
die Universalität, die alle verbindet und vereint, die uns alle zu Brüdern macht."


(P. Benedikt XVI., Meditation bei der ersten Arbeitssitzung der Bischofssynode "Das Wort
Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche",
in: L'Osservatore Romano 42/2008, 14)


Die Kirche offenbart sich "trotz aller menschlichen Schwächen, die ihrer
Erschei
nungsform in der Geschichte anhaften, als eine wunderbare Schöp-
fung der Liebe,
die geschaffen wurde, um Christus bis ans Ende der Zeiten
jedem Mann und jeder
Frau, der oder die ihm begegnen will, nahezubrin-
gen. Und in der Kirche bleibt der
Herr immer unser Zeitgenosse"

(P. Benedikt XVI., Generalaudienz am 29. März 2006, in: L'Osserv. Rom. 14/2006, 2)


"Das Wort Gottes (Jes 56,6f) gibt uns... die Gelegenheit zum Nachdenken über die Universalität der
Sendung der Kirche, die aus Völkern jeder Rasse und Kultur gebildet ist. Gerade daraus erwächst die
große Verantwortung der kirchlichen Gemeinschaft, die dazu berufen ist, allen ein gastfreundliches
Haus zu sein, Zeichen und Werkzeug der Gemeinschaft für die ganze Menschheitsfamilie.
Wie wichtig ist es vor allem in unserer Zeit, daß jede christliche Gemeinschaft immer mehr dieses Be-
wußtsein vertieft, um auch der Zivilgesellschaft zu helfen, jede Versuchung des Rassismus, der Into-
leranz und der Ausgrenzung zu überwinden und sich auf der Basis von Entscheidungen zu organi-
sieren, die die Würde eines jeden Menschen achten! Eine der großen Errungenschaften der Mensch-
heit ist in der Tat gerade die Überwindung des Rassismus. Leider aber sind in verschiedenen Ländern
neue besorgniserregende Ausdrucksformen von Rassismus festzustellen, die oft mit sozialen und wirt- schaftlichen Problemen verbunden sind, die dennoch nie die Verachtung und Diskriminierung auf-
grund der Rasse rechtfertigen können. Bitten wir darum, daß überall die Achtung für jeden Menschen wachse, zusammen mit dem verantwortungsvollen Bewußtsein, daß es nur durch die gegenseitige An-
nahme aller möglich ist, eine Welt zu errichten, die sich durch echte Gerechtigkeit und wahren Frie-
den auszeichnet."


(P. Benedikt XVI., Ansprache beim Angelusgebet am 17. August 2008, in: L'Osserv. Rom. 34/2008, 1)
Das "Kultursubjekt Kirche, Volk Gottes, fällt auch in Zeiten scheinbar völliger Verchristlichung einzelner Völker, wie man sie in Europa gegeben glaubte, mit
keinem dieser historischen Einzelsubjekte zusammen, sondern behält seine ei-
gene übergreifende Gestalt und ist gerade dadurch bedeutsam."


(J. Ratzinger, Glaube - Wahrheit - Toleranz, Freiburg/Bg. 2. Aufl. 2003, 56)