B. J. HILBERATH, Corporate Identity für das Unternehmen Kirche,
in: Theologische Quartalschrift 180 (2000) 54-71;

Der Tübinger Dogmatiker untersucht hier, ob und inwieweit die aus der Wirtschaft be-
kannte Rede von einer >Corporate Identity< auch für die Kirche Bedeutung haben kann.

I.    Sehen

Nach F.X. BEA und J. HAAS (Strategisches Management, Stuttgart 21997, 468) bezeichnet der Ausdruck >Corporate Identity<: "das einheitliche Erscheinungsbild der Unternehmung nach außen, die Repr‰sentanz der Unternehmung."

Die Corporate Identity ist also "nichts, was dem Zufall oder dem guten Willen überlassenwird, sondern ein Aspekt, der für die Entwicklung eines Unternehmens, fürseinen Erfolg und seinen 'Profit' entscheidend ist und deshalb geplant werden muß"(56).

Die Identität des Unternehmens kann dabei nicht ohne die Belegschaft formuliert und präsentiert werden, und wenn die Identität des Unternehmens in der individuellen Identität der Belegschaft keinen Platz hat, wird sich dies unternehmensschädigend auswirken. Insbesondere

"in einer Kirche, wo die Zugehörigkeit sich noch weniger als im Betrieb in einer einfachen Tauschbeziehung erschöpft, müßte... Organisationsführung in dem Maße partizipativ gestaltet werden, wie tatsächlich Identität erwartet wird. Schlichte Einpassung in eine Organisation kann nicht ernsthaft als identitätsstiftend angesehen werden. Damit fällt jedoch dahin, daß unverrückbare Weltbilder es sind, welche die Identität stützen. Vielmehr haben 'identitätsverbürgende Deutungssysteme, die heute die Stellung des Menschen in der Welt verständlich machen', 'einen revisionsfähigen Status'" (Z. CAVIGELLI-ENDERLIN, Glaubwürdigkeit der Kirche, Freiburg/Schweiz 1996, 204f).



II.    Urteilen

Die Kirche ist kein profitorientiertes Unternehmen sondern Gemeinschaft (= communio) der Glaubenden im Heiligen Geist Gottes.



III.    Handeln

Leitung in einer solchen Communio soll wahrgenommen werden nach folgenden handlungsorientierenden Kriterien:

1.    Zuspruch vor Anspruch
2.    Gnade vor Recht
3.    Gabe vor Aufgabe
4.    Zukunft vor Vergangenheit
5.    Sein vor Sollen
6.    Tun vor Reden
7.    Die/der andere vor mir
8.    Gott vor allen Mächten



Anhang: ein Leitfaden für eine konsequente Unternehmensplanung Kirche:

Der detaillierte Leitfaden enthält Ausführungen zu folgenden Punkten:

Unsere Vision
Unser Leitbild
Unsere Grundsätze
Unsere Ziele in der "Produktion"
Unsere Ziele hinsichtlich der Struktur...
... und der Kultur des "Unternehmens"
Unsere Ziele in der Personalauswahl