Chr. GESTRICH, Christentum und Stellvertretung. Religionsphilosophische Untersu-
chungen
zum Heilsverständnis und zur Grundlegung der Theologie, Tübingen 2001;
Christof Gestrich entwirft eine hermeneutisch orientierte Religionsphilosophie, die durch die Klärung

der Kategorie der Stellvertretung das kirchliche Heilsverständnis neu beleuchtet und einen Beitrag
zur moralischen Fundierung der modernen Zivilisation leistet.

Die Krise des christlichen Glaubens in der Gegenwart vollzieht sich nicht nur an den Raendern der Kirche,
sondern inmitten des Zentrums. Es ist fraglich geworden, inwieweit es der Theologie der Gegenwart noch
gelingt, das christliche Heilsverständnis adaequat zum Ausdruck zu bringen. Der Ausdruck >Stellvertretung<
scheint geeignet zu sein, das Zentrum des christlichen Glaubens in seinen mannigfaltigen Bezügen zur
Sprache zu bringen. Dafür ist es jedoch notwendig, ihn genauer als bislang zu klären. Christof Gestrich ver-
sucht, im Spannungsfeld von Theologie, Sprachphilosophie und Ontologie einen Beitrag zum differenzierten
Gebrauch zu leisten. Darüber hinaus legt er eine Gesamtdeutung der christlichen Soteriologie - einschliesslich
sozialethischer und kulturphilosophischer Implikationen - vor, die diesen Differenzierungen Rechnung trägt.

Im Kontext der Ontologie kann Stellvertreten als Bedingung von Freiheit und geschichtlicher Entwicklung be-
stimmt werden. In den Blick rückt dann die Frage, in welcher Beziehung göttliches und menschliches Vertreten
zueinander stehen. Christof Gestrich akzentuiert vernachlässigte Themen, wie Erwählung, Heiligkeit und Säku-
larisierung, neu. Als vorzüglichen Ort, an dem freiheitsstiftende Vertretung stattfindet, bestimmt er das meta-
phorische und symbolische Vermögen der Sprache. Das Phänomen des Anredens formt neue Räume,
in denen das in Jesus Christus sich zeigende Heil durchsichtig wird.

Quelle: Verlag Mohr-Siebeck