Theologie-Systematisch
Theologische
Anthropologie
§
7. Die Neugestaltung des Menschen in Christus
(>Rechtfertigung<)
Trient-Texte
"Hat das tridentinische
Lehrdekret die entscheidende Bedeutung des Glaubens für das
Verhältnis der durch die Taufe Wiedergeborenen zu Gott nur unzureichend
berücksich-
tigt, so hat die reformatorische Seite - mit Ausnahme Luthers - dem Verhältnis
von Recht-
fertigung und Taufe nicht die erforderliche Beachtung geschenkt und die
Glaubensge-
rechtigkeit im Gegensatz zu Paulus vom Akt der Gerechterklärung her
begründen wollen.
Angesichts solcher theologischer Defizite haben die Kirchen wenig Grund,
die vom eige-
nen Lehrtypus abweichenden Auffassungen der Gegenseite um des Evangeliums
willen
zu verurteilen, so als ob die eigene Lehre mit der des Evangeliums (oder
auch nur mit
der Theologie des Apostels Paulus) bruchlos identisch wäre. In heutiger
Sicht sollten
die Differenzen in der Rechtfertigungslehre als ein Gegensatz theologischer
Schulen
beurteilt werden, die beide die Gemeinschaft mit Jesus Christus als entscheidend
für
die Teilhabe am Heil zu beschreiben suchen, bei der Durchführung aber
auch beide
der Korrektur vom Zeugnis der Schrift her bedürfen."
(W. PANNENBERG, Systematische Theologie III, Göttingen 1993, 263)