Theologie-Systematisch
Theologische Anthropologie
§ 3. Die Geschöpflichkeit des Menschen
II. Phasen/Stände des Lebens
Texte-Familie

"Gott wollte in einer menschlichen Familie geboren werden und aufwachsen. Dadurch hat er sie geheiligt
als ersten und normalen Weg der Begegnung mit der Menschheit. Während seines Lebens in Nazaret hat
Jesus die Jungfrau Maria und den gerechten Josef geehrt und war ihnen in der ganzen Zeit seiner Kind-
heit und Jugend gehorsam (vgl. Lk 2,51-52). Auf diese Weise hat er den wesentlichen Wert der Familie für
die Erziehung der menschlichen Persn hervorgehoben. Von Maria und Josef wurde er durch den Besuch
der Synagoge von Nazaret in die religiöse Gemeinschaft eingeführt. Mit ihnen hat er gelernt, die Wallfahrt
nach Jerusalem zu machen... Als er zwölf Jahre alt war, blieb er im Tempel, und seine Eltern brauchten
drei Tage, um ihn wiederzufinden. Mit dieser Geste gab er ihnen zu verstehen, daß er 'in dem sein muß,
was seinem Vater gehört', das heißt daß er sich der Sendung widmen muß, die Gott ihm anvertraut hat
(vgl. Lk 2,41-52).

Diese Begebenheit aus dem Evangelium offenbart die wahrste und tiefste Berufung der Familie: nämlich
die Berufung, jedes Mitglied auf dem Weg der Entdeckung Gottes und des Planes, den er für ihn vorgese-
hen hat, zu begleiten. Maria und Josef haben Jesus vor allem durch ihr Beispiel erzogen: in seinen Eltern
hat er die ganze Schönheit des Glaubens, der Liebe zu Gott und seinem Gesetz kennengelernt wie auch die
Anforderungen der Gerechtigkeit, die ihre volle Erfüllung in der Liebe findet (vgl. Röm 13,10). Von ihnen
hat er gelernt, daß man zuallererst den Willen Gottes tun muß und daß die geistlichen Bande wertvoller sind
als die Bande des Blutes. Die Heilige Familie von Nazaret ist in der Tat das 'Urbild' jeder christlichen Fa-
milie, die im Sakrament der Ehe vereint und vom Wort und von der Eucharistie genährt, dazu gerufen ist,
die wundervolle Berufung und Sendung zu verwirklichen, lebendige Zelle nicht nur der Gesellschaft zu sein,
sondern der Kirche, Zeichen und Werkzeug der Einheit für das ganze Menschengeschlecht."

(P. Benedikt XVI., Ansprache vor dem Angelus am 31.12.06, in: L'Osservatore Romano 1/07, 12)